Wochenendlich in Solothurn

Im Januar fährt man nach Solothurn an die Filmtage. Und sonst? Da gibt es Kneipen, gibt es Kirchen…

Wirts- und Gotteshäuser, die zwei Wahrzeichen – im «Kreuz» werden sie sogar eins. (Bild: Marc Krebs)

Im Januar fährt man nach Solothurn an die Filmtage. Und sonst? Da gibt es Kneipen, gibt es Kirchen…

«Chargé pour Soleure», freuten sich die Schiffer auf der Aare zur Zeit der Alten Eidgenossenschaft, wenn der französische Botschafter in der Schweiz neuen Wein aus dem Lavaux bestellte. Der Botschafter residierte damals in der Kleinstadt am Jurasüdfuss, was ihr den Titel «Ambassadorenstadt» einbrachte. Jedes Mal, wenn eine neue Ladung Wein aus dem Weinbaugebiet am Genfer See an den Ambassadorenhof bestellt wurde, langten die Schiffer kräftig zu – und kamen mit einem Suff in Solothurn an. Es hat also Tradition, im kleinen Solothurn mit seinen nur 16 000 Einwohnern die vielen Kneipen gründlich zu studieren, nicht nur während der Filmtage.

Am Landhausquai, wo die Schiffer damals anlegten und sich heute das Zentrum der Filmtage befindet, können die Nächte lang werden. Der «Chutz» lebt noch immer vom verruchten Ruf, den er als Rocker- und Drogenschuppen in den 70er- und 80er-Jahren innehatte. Heute gibts dort aber währschaftes Fleisch, guten Schnaps und Livejazz. Edlen Wein trinkt man nebenan in der Cantina del Vino, gute Cocktails noch eine Tür weiter im «Salzhaus».

Absacken kann man am Quai ohne gros­se Probleme, allerdings sollte man die paar Schritte den «Kronenstutz» hoch nicht verpassen: dort, auf halbem Weg zwischen Aare und Kathedrale, ist die «Grüne Fee». Sie bezeichnet sich selber als die «erste und einzige Absinth-Bar der Schweiz». Eine der besten ist sie auf jeden Fall: der Absinth kommt von verschiedenen Destillerien direkt aus dem Val-de-Travers und wird stilecht durch Zuckerwürfel aus der Absinthfontäne geträufelt. Unverzichtbar!

Schlaf und Kirchen

Danach brauchts langen Schlaf. Das distinguierte Hotel Krone wird zurzeit leider umgebaut, aber das schmucke Hotel Baseltor tut es auch. Von dort ist es nur ein kurzer Marsch hinauf in die Verenaschlucht zum Katerspaziergang. In der malerischen Schlucht, angelegt als Landschaftsgarten, finden sich zwei alte Kapellen. Eine davon beherbergt eine Nachbildung des Heiligen Grabes in Jerusalem. Die Schlucht dient zudem seit Jahrhunderten als Einsiedelei, die Klause wird heute noch bewohnt – zum ersten Mal von einer Einsiedlerin. Am Ende der Einsiedelei taucht das empfehlenswerte Restaurant Kreuzen auf – prächtige Weine und ein äusserst «rezentes» Fondue aus dem St.-Immer-Tal.

Auf dem Rückweg in die Altstadt sollte man die imposante Kathedrale St. Urs und Viktor, die Solothurn überragt, sowie die nahe gelegene Jesuitenkirche nicht ausser Acht lassen. Beide tragen dazu bei, dass Solothurn sich mit dem Titel der «schönsten Barockstadt der Schweiz» rühmt. Dass die Altstadt – anders als in übrigen Schweizer Kleinstädten – nachts nicht völlig ausgestorben ist, kann man am Wochenende erleben: Im strammen «Muttiturm» neben dem Bieltor gibt es Konzerte und Kleinkunst, im «Solheure» an der Aare die längste Bar der Stadt und im angehängten Club immer wieder DJs, im legendären «Kreuz» Konzerte zwischen Rock und Folk und in der Bar Am Quai schweissgebadete Partys mit Reggae, Soul und Funk.

Artikelgeschichte

Erschienen in der gedruckten TagesWoche vom 18.01.13

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