Im Bündner Oberland steht seit 30 Jahren das erste Ökohotel der Schweiz.
Kann ja sein, dass man einfach mal keine Lust hat, seine üblichen Wochenendrituale abzuspulen. Keine Freunde eingeladen, keinen verpflichtenden Einladungen zu folgen hat. In keiner Bar oder Beiz das ewig gleiche Gedöhns anhören mag oder von sich geben will.
Wenn man sich freitags zeitig zur Ruhe legt, anderntags um halb acht am Bahnhof Basel SBB in den Zug steigt, ist man um halb elf in Waltensburg: SBB, Rhätische Bahn, Postauto (mit dem Auto etwa in gleicher Zeit). Waltensburg ist vorerst einmal ein verschlafenes Dorf und liegt ausgestreckt auf einer Krete im Bündner Oberland.
Auf den ersten Blick hat es gar nichts zu bieten ausser Holz- und Steinhäuser, zum Teil verlassene. Vereinzelt prangen verwitterte Anschriften drauf, denen zufolge da und dort mal ein Restaurant, eine Bäckerei oder ein Kolonialwarenladen existiert haben muss. Ein riesiges Holzhaus ist prächtig geschmückt mit Geranien. Vereinzelte Biker keuchen auf und flitzen talwärts.
Eine Gruppe gepflegter Senioren schreitet zur Kirche. Sie sind aus Deutschland gekommen und nicht zufällig hier. Die Kirche ist nicht nur sehr alt (11. Jahrhundert), sie beherbergt vor allem einen unter Kunsthistorikern vielbeachteten Schatz: die Fresken des sogenannten Waltensburger Meisters, der um 1330 hierher kam und sich mit einzigartigen Wandmalereien verewigte. S
ein Name ist nicht bekannt, seine Spuren aber umso berühmter. An zehn Orten in Graubünden hat er, der heute zu den ganz Grossen der Hochgotik gezählt wird, Fresken mit Szenen aus dem Leben Jesu gemalt, die Fachleute stilmässig in enger Verwandschaft zu den Miniaturen der Manessischen Handschrift sehen. In Waltensburg hat er sein umfangreichstes Werk hinterlassen.
Ohne Fernseher, dafür mit WLAN
Waltensburg – verschlafenes Nest, berühmte Kirche und dann das: Leicht oberhalb des Dorfes haben Pioniere vor 30 Jahren das erste Ökohotel der Schweiz gebaut, das Ucliva. Es war damals ein vielbeachtetes Experiment, getragen von einer Genossenschaft. Heute ist es ein etabliertes 3-Sterne–Hotel, ohne Fernseher in den Zimmern, dafür mit WLAN. Regionale Produkte, Ökotechnologie, ob es nun ums Heizen, Kochen oder Putzen geht – das tönt arg nach Askese.
Ist es aber nicht. Freundliches und fröhliches Personal empfängt die Gäste, führt in die hellen Zimmer, durch den schattigen Garten, macht auf die Sauna aufmerksam. Das Ucliva ist Ausgangspunkt für kleine und grosse Wanderungen, zur nahegelegenen Ruine Kropfstein mit einem abenteuerlichen Zugang, an den Badesee drüben in Brigels oder auf den Kistenpass auf 2600 Meter Höhe.
Das Hotel vermietet E-Bikes für Radtouren, hat attraktive Spielzimmer für Kinder und eine Bibliothek für die Eltern. Und wenn man abends beim Bio-Viergänger sitzt und ans Geschwätze an den vertrauten Bars zu Hause denkt, fühlt man sich da oben schon weit, weit weg.
Im Winter übrigens sollte man die Ski mitnehmen. In zwei Minuten erreicht man (mit Skischuhen) die Talstation der Sesselbahn, die einen auf die unprätentiösen Pisten und Lifte unterhalb des Piz d’Artgas führt.
- Ausspannen: im Hotel Ucliva, dem ersten Ökohotel der Schweiz.
- Ausprobieren: traditionelle Bündner Gerichte in der Stiva Sulegl.
- Ausholen: auf dem Minigolfplatz in Brigels kann man sein Talent erproben.