Der deutsche Finanzminister Wolfgang Schäuble ist mit dem Internationalen Karlspreises 2012 ausgezeichnet worden. Der 69-jährige CDU-Politiker erhielt die Auszeichnung am Donnerstag für seine herausragenden Verdienste um die Stabilisierung der Währungsunion und seinen Beitrag zur europäischen Einigung.
Das Karlspreis-Direktorium würdigte Schäuble als einen „grossen Europäer“. Er zähle zu den wenigen noch aktiven Politikern in Europa, die an den bedeutenden Integrationsschritten seit den 1980ern mitgewirkt hätten.
„Wolfgang Schäuble ist ein deutscher Patriot und auch ein europäischer Patriot“, sagte Euro-Gruppenchef Jean-Claude Juncker in seiner Laudatio. Die gemeinsame Währungsunion sei ihm ein Herzensanliegen. „Er schindet sich, er bemüht sich, er kämpft“, sagte Juncker, der die Auszeichnung sechs Jahre zuvor erhalten hatte.
Für direkt gewählten Präsidenten
In seiner Dankesrede warb Schäuble für eine Entwicklung Europas hin zu einer politischen Union und sprach sich für einen direkt gewählten europäischen Präsidenten aus. „Wir müssen jetzt eine politische Union schaffen“, sagte er. Die Europäer müssten sich verständigen, wie sie die Institutionen stärken und demokratisieren könnten, „und was wir Europa an Zuständigkeiten anvertrauen wollen.“
Europa sei mehr als Kleinstaaterei und Misstrauen. „Der Schlüssel unserer Zukunft liegt in Europa“, sagte Schäuble. Kein Land in Europa könne heute noch als Nationalstaat die Aufgaben für sich alleine wahrnehmen.
Für den Vollblutpolitiker Schäuble ist der Karlspreis, den schon der frühere US-Präsident Bill Clinton und Papst Johannes Paul II. gewonnen haben, die höchste Auszeichnung seiner Karriere. Zu den bisherigen Preisträgern zählen auch Bundeskanzlerin Angela Merkel (2008) und der frühere britische Premierminister Tony Blair (1999).
Der Aachener Karlspreis zählt zu den bedeutendsten europäischen Auszeichnungen. Er wird seit 1950 an Persönlichkeiten und Institutionen verliehen, die sich um die Einigung Europas verdient gemacht haben. Die Auszeichnung ist mit 5000 Euro dotiert und wird traditionell am Himmelfahrtstag (in der Schweiz: Auffahrt) verliehen.