Die Wochenzeitung WOZ hat einen Coup lanciert: Am (morgigen) Donnerstag erscheint eine Sonderausgabe zum Thema Geheimdienste, Datenschutz und Überwachung. Die WOZ hat dafür den Chef des Nachrichtendienste des Bundes (NDB), Markus Seiler, «ausspioniert».
Die WOZ habe auch Details, die Seiler und den Geheimdienst betreffen recherchiert, heisst es im Video. Die Journalisten und Journalistinnen der WOZ hätten unter anderem Informationen zu Seilers Vermögen oder zu seinem Privatleben herausgefunden.
In einem Internetvideo bietet die WOZ Seiler an, die ganze Ausgabe aufzukaufen. Wenn Seiler verhindern wolle, dass die Bevölkerung «alles über sie weiss und nicht umgekehrt, wie sonst», könne er die gesamte Ausgabe für 96’000 Franken aufkaufen.
Die WOZ hat daneben in Seilers Namen eine Website ins Netz gestellt. Auf der Seite «Markus Seiler – meine wahre Geschichte» sind Texte, Fotos und Videos zu Herkunft und Werdegang, zu Seilers Privatleben, und sogar – als Verfolgungsjagd inszeniert – zu Seilers Fahrstil publiziert worden.
Diskussion anstossen
Ziel der Recherche sei gewesen, zu «wissen, was man über einen Menschen herausfinden kann, ohne dass man ihn wissen lässt, dass man etwas über ihn herausfinden will», schreibt die WOZ in einem Artikel, den das Blatt am Mittwoch auf seiner Internetseite publiziert hat.
«Dies ist die Methode der Geheimdienste mit ihrer flächendeckenden, präventiven Überwachung», schreibt die WOZ. Man habe den Spiess umgedreht und die Methode auf den Geheimdienstchef angewendet. Überwachung geschehe mit neusten technologischen Mitteln und stelle die ganze Bevölkerungen unter Generalverdacht.
Nachrichtendienst schweigt
Im NDB herrschte auf der Chefetage am Mittwochabend noch Betrieb. «Wir äussern uns gar nicht zu dieser Geschichte», sagte NDB-Kommunikationschef Felix Endrich auf die Frage, ob der Geheimdienst gedenke, juristisch gegen die WOZ vorzugehen. Im VBS, wozu der Geheimdienst gehört, habe man die WOZ-Aktion aber mit einem Schmunzeln zur Kenntnis genommen.
Seiler hat das Angebot, die gesamte Aufgabe der linken Zeitung aufzukaufen, nicht angenommen. «Herr Seiler hat die glorreiche Gelegenheit dazu verstreichen lassen», sagte Stefan Howald von der WOZ gegenüber der Nachrichtenagentur sda.