Wussten Sie, dass «Ben Hur» von einem Schweizer gedreht wurde?

Das Stadtkino Basel zeigt die nächsten vier Wochen eine Retrospektive der bedeutendsten Filme des schweizerisch-amerikanischen Regisseurs William Wyler. Darunter auch sein grösstes Werk: «Ben Hur».

Das Stadtkino Basel zeigt eine Retrospektive der bedeutendsten Filme des schweizerisch-amerikanischen Regisseurs William Wyler. Darunter auch sein grösstes Werk: «Ben Hur».

Alles ist gross an diesem Film, selbst die marmornen, wuchtig übereinander gestapelten Buchstaben seines Titels auf dem Filmplakat – «Ben Hur». Schon die Romanvorlage von Lew Wallace war ein kolossaler Erfolg und nach der Bibel das am meisten gedruckte Buch im 19. Jahrhundert. Zweimal wurde der Stoff fürs Kino umgesetzt, 1925 als teuerster Stummfilm seiner Zeit, 1959 dann auch in Farbe.

An beiden Filmen war William Wyler beteiligt, 1925 als Regieassistent, 1959 führte er selbst Regie. Kein anderes Werk prägte die Ära des Monumentalfilms stärker als Wylers «Ben Hur». Das Epos erzählt die homoerotisch aufgeladene Geschichte einer Männerfreundschaft zwischen dem Titelhelden, dem jüdischen Adligen Judah Ben Hur (Charlton Heston), und dessen Jugendfreund, dem römischen Offizier Messala.

Mancher pathetische Händedruck, manches geschwollene Wort um Ehre und männliche Ideale begleiten diese Freundschaft, die schliesslich in Verrat und Rache mündet. Aber die Geschichte ist eingebettet in ein weit grösseres Heilsgeschehen: Jesus Christus war geboren.

Während seiner Marter als Galeerensklave begegnet Ben Hur dem Messias, und am Ende wohnt er – mittlerweile von einem römischen Feldherrn adoptiert und in die gute Gesellschaft des Imperiums aufgenommen – der Bergpredigt und der Kreuzigung des Gesalbten bei. Als früher Konvertit empfängt er die frohe Botschaft, die da heisst: Vergib deinen Feinden.

«Ben Hur» verbindet religiösen Kitsch mit krachendem Filmspektakel, wie es Hollywood bisher nicht gesehen hatte und die folgenden Jahre im Monumentalfilm noch mehrmals erfolgreich rezyklieren sollte. Dass «Ben Hur» bis heute als Klassiker des Genres überdauert hat und noch jüngere Revivals des Sandalenfilms wie Ridley Scotts «Gladiator» inspirierte, liegt an den gewaltigen Dimensionen von Wylers Werk.

Schwindelerregende Kosten

Allein das legendäre und mehrfach kopierte Wagenrennen in der römischen Arena zu Jerusalem verschlang ein Achtel des Budgets und fünf Wochen Drehzeit, ausserdem schöpfte Wyler hier erstmals in der Filmgeschichte die fortan beliebten Möglichkeiten der Bluescreen-Technik aus. Dazu kamen über eine Million Requisiten, 50 nachgebaute Galeeren, 40 000 Tonnen Mittelmeersand und 50 000 Statisten.

Die Kosten waren schwindelerregend, der Lohn jedoch gross: 11 Oscars erhielt dieser fast vierstündige Koloss, eine Zahl, die erst Jahrzehnte später von «Titanic» und dem dritten Teil der «Lord of the Rings»-Reihe wieder erreicht wurde.

William Wyler
«Ben Hur» ist sein bekanntester Film, daneben hat sich William Wyler jedoch erfolgreich in den verschiedensten Genres versucht: Western und Gangsterfilme, Melodramen und Komödien, Dokumentar- und Kriegsfilme und ein Musical. Eine Auswahl davon zeigt das Stadtkino Basel die kommenden Wochen.

Wyler wurde 1902 als Sohn eines jüdischen Herrenausstatters geboren. Sein Geburtsort war Mülhausen, sein Heimatort lag jedoch im aargauischen Endingen – einem der beiden schweizerischen «Judendörfer», in denen Schweizer Juden bis 1848 die Niederlassung erlaubt war.

Über Lausanne und Paris kam Wyler nach Kalifornien, wo er als Filmemacher lebte und arbeitete, seine Schweizer Staatsbürgerschaft behielt er jedoch bis zum Tod. Er starb 1981 an Herzversagen.
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