Die Umweltschutzorganisation WWF fordert eine Ausweitung der Meeresschutzgebiete weltweit. Die wirtschaftlichen Vorteile würden die Kosten bei weitem übertreffen, heisst es in einer Studie der Freien Universität Amsterdam für den WWF.
«Für jeden Euro, der in Meeresschutzgebiete investiert wird, sind mindestens drei Euro Rendite in Form von Arbeitsplätzen, Küstenschutz oder Fischereierträgen zu erwarten», erklärte der WWF-Meeresschutzexperte Stephan Lutter am Donnerstag.
Durch einen weltweit verstärkten Meeresschutz könnten der Studie zufolge im Zeitraum von 2015 bis 2050 ein Nettogewinn zwischen 490 und 920 Milliarden Dollar erzielt und bis zu 180’000 Arbeitsplätze geschaffen werden. Es sei erwiesen, dass die Natur von gut geführten Meeresschutzgebieten profitiere – die wirtschaftliche Analyse zeige nun, dass es auch rentabel sei, erklärte Lutter.
Derzeit stehen weniger als vier Prozent der Weltmeere unter Schutz – wobei laut WWF viele Meeresschutzgebiete nur auf dem Papier bestehen, weil es an der praktischen Umsetzung hapere. Die internationale Staatengemeinschaft will bis zum Jahr 2020 zehn Prozent der Ozeane als Schutzgebiet ausweisen.
Wissenschafter empfehlen, diesen Anteil bis 2030 auf insgesamt 30 Prozent zu erhöhen. Die Studie im Auftrag des WWF berechnet den wirtschaftlichen Nutzen im Falle einer Ausweitung auf zehn sowie auf 30 Prozent.
Politische Entscheide nötig
Meeresschutzgebiete zögen Touristen an und sorgten so für Handel und Beschäftigung. Der Fischbestand nehme zu, auch die Artenvielfalt. Meeresschutzgebiete, in denen die Arten und Lebensräume wirksam geschützt würden, verbesserten ausserdem die Widerstandskraft der Ozeane gegen den Klimawandel.
Bestehende Schutzgebiete wie im Mittelmeer oder vor Afrika zeigten, dass die Menschen von einem erweiterten Schutz der Ozeane profitierten, heisst es in der Studie weiter. Die Regierungen müssten daher beim UNO-Klimagipfel in Paris Anfang Dezember «ehrgeizige Ziele» für die Meere vereinbaren.
Politische Weichen könnten aber auch schon beim bevorstehenden G-7-Gipfel in Schloss Elmau gestellt werden, bei dem es auch um Tiefseebergbau und den Schutz der Meere gehe, forderte der WWF. Er veröffentlichte die Studie anlässlich einer internationalen Konferenz zur Zukunft der Meere in Cascais nahe der portugiesischen Hauptstadt Lissabon.
Zu den grössten Bedrohungen der Meere gehören dem WWF zufolge Überfischung, Verschmutzung und die Zerstörung von Lebensräumen. Die Erwärmung und Versauerung der Meere im Zuge des Klimawandels verursachen Schäden an Korallenriffen und anderen Meeres-Ökosystemen.