Yannick Weber ist wie ein Stehaufmännchen. Der Berner Verteidiger musste in der NHL schon einige Male untendurch, erhielt aber immer wieder einen neuen Vertrag. Bei Nashville ist er derzeit gesetzt.
Bei den Montreal Canadiens stand Raphael Diaz in der Hierarchie einst höher als Weber, dennoch musste der Zuger nach der vergangenen Saison seine Zelte in Nordamerika abbrechen. Weber dagegen hält sich hartnäckig in er besten Liga der Welt. Der 28-Jährige hat einen enormen Durchhaltewillen, lässt sich von Rückschlägen nicht unterkriegen.
Der Einjahresvertrag, den er in diesem Sommer von den Predators erhielt, bringt ihm 575’000 Dollar ein. Mit all den Abzügen verdient er deutlich weniger, als er in der NLA bekommen würde. Dennoch war die Rückkehr in die Schweiz für ihn kein Thema, umso mehr, als er gleich am erstmöglichen Tag bei Nashville unterschreiben konnte.
Weber unterzeichnete zum vierten Mal hintereinander einen Vertrag über ein Jahr. So wenig wie diesmal kassierte er in der NHL allerdings noch nie. In der Saison zuvor hatte er bei den Vancouver Canucks noch 1,5 Millionen Dollar erhalten, nachdem er in der Spielzeit zuvor starke Leistungen gezeigt und in 65 Qualifikationspartien elf Tore erzielte hatte. Der Durchbruch schien geschafft. Doch anstatt wie erwartet zu den Top-4-Verteidigern zu gehören, war er aufgrund eines Rebuildings bei den Canucks bloss die Nummer 7.
«Man muss positiv bleiben»
«Ich konnte in der vergangenen Saison viel lernen», sagte Weber. «Ich behielt das Selbstvertrauen und glaubte an mich. In der NHL passiert immer sehr viel. Man muss positiv bleiben und auf eine neue Chance hoffen.» Insofern ist Nashville für ihn «wie ein Neuanfang».
Weber fühlte sich in der neuen Umgebung rasch wohl, was auch an Roman Josi lag, der seit Ende November 2011 für die Predators spielt und zu den Stars im Team gehört. Die beiden absolvieren jeweils zusammen das Sommertraining und flogen auch gemeinsam in die USA. Die ersten paar Nächte wohnte Weber gar bei Josi, bevor er sein Haus bezog.
Die Stadt im Bundesstaat Tennessee, in der sich alles um die Country-Musik dreht, gefällt ihm – wie auch die Mentalität. «Es waren alle sehr freundlich und hilfsbereit. Das schätzte ich sehr», so Weber. Die Musik sagt ihm zwar nicht besonders zu, er hat sich allerdings daran gewöhnt. Zu Junioren-Zeiten lebte er mit einem riesigen Country-Fan zusammen.
«Haben alles, um weit zu kommen»
Auch was das Eishockey betrifft, kann er sich nicht beklagen. Mit Ausnahme der ersten Partie, in der er überzählig war, gehörte er stets zum Aufgebot. «Ich denke, dass ich mich gut ins Team einfügen konnte, obwohl ich wegen Verletzungen viel mit anderen Spielern spielen musste», sagte Weber. «Sie wissen, was sie von mir verlangen können. Ich bin zufrieden.» Dass in Nashville die Top-4-Verteidiger etwa doppelt so viel Eiszeit erhalten wie er, stellt für ihn kein grosses Problem dar. Es war für ihn aber eine Umstellung.
Nashville befindet sich derzeit mitten im Kampf um einen Playoff-Platz. «Wir waren noch nicht so konstant, wie wir wollten», erklärte Weber. «Aber wir besitzen sicher alle Elemente, die es braucht, um weit zu kommen». Zudem verfügen die Predators mit Peter Laviolette über einen sehr erfahrenen Trainer – Ende Januar feierte der 52-jährige Amerikaner seinen 500. Sieg in der NHL-Qualifikation als Headcoach. «Er ist sehr positiv, findet die richtigen Wort vor den Partien und ist einer, der die Spieler gut versteht», charakterisierte ihn Weber.
Über die Zukunft macht er sich derzeit keine grossen Gedanken. «Es kommt mir entgegen, dass Nashville in dieser Saison eher auf routinierte Verteidiger zählt», sagte Weber. «Ich konnte zeigen, dass ich meine Leistungen bringe. Wie es nach der Saison aussieht, werden wir sehen.» Schliesslich weiss er bestens, wie schnelllebig die NHL ist.