Im ersten Spiel nach der Entlassung von Trainer Uli Forte erringen die Young Boys den ersten Saisonsieg. Das 3:1 im Kantonalduell mit Thun war hochverdient.
Harald «Harry» Gämperle, vorerst nur mit den Aufgaben des Interimstrainers betraut, darf sich über ein gelungenes Debüt als Hauptverantwortlicher freuen. Der Sieg reiht sich indessen in die letzten Begegnungen der Rivalen aus dem Bernbiet ein. Aus den letzten sieben Direktbegegnungen hat YB nunmehr 17 Punkte geholt.
Gämperle verzichtete bei seinem ersten Einsatz als verantwortlicher Coach darauf, das Team grundlegend umzustellen. Es blieb bei dem von Uli Forte bevorzugten Gerüst. Die lange Verletztenliste liess auch kaum Experimente zu. Dennoch erstaunte es, dass der von Thun zurückgeholte Leihspieler Alexander Gonzalez ausgerechnet gegen seine freundschaftlich verbundenen Kameraden erstmals von Anfang an in der Berner Formation auflief.
Für Harry Gämperle verlief die erste Halbzeit keinesfalls befriedigend. Die Thuner benötigten nur eine wirklich gefährliche Aktion, um den 0:1-Rückstand auszugleichen. Simone Rapp, Thuns neuer Goalgetter und Nachfolger von Berat Sadik, verwertete nach 39 Minuten per Kopf eine hohe Vorlage von Nelson Ferreira. YB-Goalie Yvon Mvogo kam mit der Hand noch an den Ball, konnte ihn aber nicht nach vorn abwehren. Noch schlimmer aus Gämperles Sicht wurde es Sekunden vor der Pause. Einer der Assistenten hatte erkannt, das YB-Stürmer Guillaume Hoarau im Gerangel vor einem Freistoss seinen Gegenspieler Nicolas Schindelholz niedergestreckt hatte. Der Assistent eilte – was völlig unüblich ist – zu Schiedsrichter Stephan Klossner in den Strafraum und orientierte ihn über das Vergehen. Rot gegen Hoarau und damit eine erhebliche Schwächung für die Berner war die Konsequenz.
An «Gutem» sah Fortes Nachfolger eine Mannschaft, die einen grossen Willen zeigte, den Gegner über weite Strecken beherrschte und keinen Zweifel am Willen aufkommen liess, im vierten Match endlich den ersten Meisterschaftssieg einzufahren. Der erste Lohn war das 1:0 nach 13 Minuten, erzielt von Milan Vilotic auf Vorarbeit von Leonardo Bertone. Schiedsrichter Klossner gab das Tor erst auf Anraten eines Assistenten. Der Ball hatte die Torlinie überschritten, als die Thuner ihn noch wegschlagen konnten. Ja, und da blieb noch die Ausführung des ominösen Freistosses nach 45 Minuten. Als ob die Rote Karte gegen Hoarau ein zu strenges Urteil finden würde, liess Thuns Goalie Faivre den von der Seite getretenen und von der Mauer nur leicht abgelenkten Freistoss von Milan Gajic zu aller Überraschung passieren.
Die zweite Halbzeit dürfte dann Gämperles Antipoden Ciriaco Sforza ganz und gar nicht gefallen haben. Seine Mannschaft vermochte aus dem numerischen Vorteil kein Kapital zu schlagen. Spiel- und Chancenanteile hielten sich bis in die Schlussphase ebenso die Waage wie die Pfostenschüsse (Nelson Ferreira für Thun, der starke Jan Lecjaks für die Young Boys). Als die Thuner höhere Risiken eingingen, nutzten die Young Boys nach 84 Minuten ihre erste richtige Konterchance. Es war eine Co-Produktion der beiden eingewechselten Youngsters Haris Tabakovic (Torschütze) und Denis Zakaria (Vorbereiter), mit Unterstützung des Bestandenen Raphaël Nuzzolo.
Telegramm:
Young Boys – Thun 3:1 (2:1)
27’340 Zuschauer. – SR Klossner. – Tore: 13. Vilotic (Bertone) 1:0. 39. Rapp (Ferreira) 1:1. 45. Gajic (Freistoss) 2:1. 83. Tabakovic (Zakaria) 3:1.
Young Boys: Mvogo; Scott Sutter, Vilotic, von Bergen, Lecjaks; Gajic (76. Zakaria); Gonzalez (91. Hadergjonaj), Kubo (60. Tabakovic), Bertone; Nuzzolo; Hoarau.
Thun: Faivre; Bigler, Schindelholz, Sulmoni, Wittwer; Wieser; Ferreira, Hediger (74. Reinmann), Nicola Sutter (60. Frontino), Rojas (62. Schirinzi); Rapp.
Bemerkungen: Young Boys ohne Sulejmani (gesperrt), Steffen (krank), Benito, Gerndt, Sanogo, Seferi (alle verletzt) und Rochat (nicht im Aufgebot). Thun ohne Siegfried und Peyretti (beide verletzt). Jubiläumsspiel «10 Jahre Stade de Suisse». Rote Karte: 45. Hoarau (Tätlichkeit). Pfostenschüsse: 59. Ferreira, 71. Lecjaks. Verwarnungen: 18. Nicola Sutter (Foul), 30. Ferreira (Schwalbe), 36. Wittwer (Foul), 45. von Bergen (Reklamieren), 58. Nuzzolo (Schwalbe), 91. Frontino (Foul).