Die Young Boys haben ihre letzte Chance auf den Einzug in die K.o.-Phase der Europa League verspielt. Dennoch ist das Heimspiel vom Donnerstag um 19 Uhr gegen Astana nicht nur ein Trainingsspiel.
Astana und die Young Boys sind in der identischen Situation. Beide könnten mit einem Sieg das zweitplatzierte Olympiakos Piräus einholen, falls die Griechen bei APOEL Nikosia verlieren. Aber beide müssen anhand der Ergebnisse der Direktbegegnungen Olympiakos den Vortritt lassen.
Also geht es um absolut nichts mehr, könnte man auf Anhieb denken. Das ist jedoch nicht so. Für den Klub selbst stehen Prämien auf dem Spiel. Für einen Sieg in der Gruppenphase setzt die UEFA 390’000, für ein Unentschieden 130’000 Franken aus. Für jeden Schweizer Klub mit Ausnahme vielleicht des FC Basel sind das stattliche Summen.
Ein Sieg der Young Boys ist auch aus dem Gesamtinteresse der Schweizer Klubs nicht unerheblich. Die Berner könnten den für die Setzungen im Europacup massgeblichen UEFA-Koeffizienten dieser Saison um 0,400 auf 4,300 Punkte heraufsetzen. Das kann umso wichtiger werden, als die Schweiz in der kommenden Saison in der Wertung über fünf Jahre ihre beste Saison (2012/13) ersetzen muss. Alles, was die derzeit noch im Wettbewerb vertretenen FCZ und YB herausholen können, wird es den Schweizer Klubs 2017/18 ein bisschen einfacher machen, den tiefen Absturz im Länder-Ranking zu verhindern. Die Schweiz nimmt derzeit die 12. Stelle ein, was ihr beispielsweise einen automatischen Startplatz in der Gruppenphase der Champions League garantiert. 2012/13 sammelten die Schweizer Europacup-Vertreter 8,375 Punkte – also mehr also doppelt so viel, wie sie diesen Herbst herausgeholt haben.
An der Medienkonferenz vom Mittwoch erwähnte YB-Trainer Adi Hütter die Bedeutung des Spiels für die Fünfjahreswertung von sich aus. Der Österreicher weiss, dass er die Zügel nicht schleifen lassen kann. Er wird seinen Spielern vor Augen führen, dass es in diesem scheinbaren Kehrausspiel noch um einiges geht. Er rechnet auch mit einem schönen Zuschauerzuspruch. «So attraktiv, wie die Mannschaft zuletzt gespielt hat, sollten die Fans kommen.» Im Vorverkauf wurden bis Mittwochmittag 7200 Tickets abgesetzt.
Für YB war die Gruppe mit Mannschaften aus Zypern, Griechenland und Kasachstan nicht attraktiv. Immerhin können die Berner in ihre Vereinsgeschichte aufnehmen, dass sie dem Klub aus der östlichsten Destination des relevanten europäischen Klubfussballs begegnet sind. Die neue kasachische Hauptstadt Astana liegt unweit der Grenzen zu China, Sibirien und der Mongolei. Die Spieler mussten mehr als 4500 Kilometer reisen, um nach Bern zu kommen.
In Kasachstan ruht der Spielbetrieb seit Ende Oktober. Astana errang in der dem Kalenderjahr angepassten, nur 22 Runden umfassenden Meisterschaft überlegen den dritten Titel in Serie. Die Kasachen hatte deshalb alle Musse, sehr früh in die vielleicht etwas wärmere Schweiz zu reisen. Am Wochenende schlugen sie den Erstligisten Baden in einem Testmatch 7:0.