YB muss Torflaute beenden

Im Heimspiel gegen das verlustpunktlose APOEL Nikosia müssen die Young Boys am Donnerstagabend ihre beispiellose Torflaute beenden. Nur so können sie auf ein Weiterkommen in der Europa League hoffen.

Könnte die Offensivkraft der Young Boys neu beleben: Guillaume Hoarau (Bild: sda)

Im Heimspiel gegen das verlustpunktlose APOEL Nikosia müssen die Young Boys am Donnerstagabend ihre beispiellose Torflaute beenden. Nur so können sie auf ein Weiterkommen in der Europa League hoffen.

Keine Tore gegen Olympiakos Piräus, Vaduz, Sion, Astana und zuletzt Lugano. Dazwischen das 7:1 im Cup gegen den Zweitligisten Bazenheid und das 2:2 im Heimspiel der tausend Chancen gegen St. Gallen. Eine derart magere Produktion ist untypisch und sogar beispiellos für eine Mannschaft, die in den letzten Jahren in der Meisterschaft für Spektakel bekannt war, wenngleich für unbelohntes Spektakel.

«In 18 Spielen erzielen wir 48 Tore, und plötzlich treffen wir nicht mehr», sagte Trainer Adi Hütter in der Medienkonferenz vor dem Match gegen den zyprischen Meister und Rekordchampion. Der Österreicher nahm Bezug auf die formidablen Leistungen seiner Mannschaft in der Super League im vergangenen Frühling, als die Berner in 18 Spielen sogar die Werte des FC Basel übertrafen – und dennoch mit deutlichen Abstand nur Zweite wurden.

Hütter ist überzeugt, dass zurzeit sehr wenig fehlt, damit YB dorthin zurückkehren kann, besonders auch zum Toreschiessen. «Ja, es fehlen vielleicht zehn Prozent.» Hütter streicht die aus Berner Sicht erfreuliche Kehrseite der Medaille heraus. Die Mannschaft liess in sieben Spielen – das Cupspiel in Bazenheid nicht eingerechnet – nur vier Tore zu. «Die Offensive ist noch unser Hauptproblem, es fehlt derzeit die Durchschlagskraft. Aber die Defensive ist gut. Wir lassen für den Gegner sehr wenig Chancen zu.» Hütter erwähnt besonders das 0:0 im zweiten Europa-League-Spiel in Astana. «Das war auch insgesamt eine gute Leistung.»

Im Zusammenhang mit dem ersten Europa-League-Spiel daheim gegen Olympiakos Piräus kam Hütter nicht umhin, auf die widrigen Umstände jener Woche Mitte September hinzuweisen. Es war die Woche der Entlassung von Sportchef Fredy Bickel und der Unruhe um das danach abgesetzte Verwaltungsratsmitglied Urs Siegenthaler. Hütter macht kein Hehl daraus, dass sich der Wirbel auf die Leistung der Mannschaft ausgewirkt hat.

Wenn man von einem zyprischen Klub im Europacup hört, könnte man leicht an eine gut lösbare Aufgabe für die eigene Mannschaft denken. APOEL Nikosia hält einer solchen Einschätzung jedoch etwas entgegen. Seit 2009 spielte die Mannschaft dreimal in der Champions-League-Gruppenphase. Sie kann also, auf die Schweizer Verhältnisse übertragen, mit Basel einigermassen mithalten. Unbestrittener Höhepunkt war das Erreichen der Viertelfinals in der Saison 2011/12. Erst Real Madrid beendete damals den Lauf. In Zypern errang APOEL seit 2011 fünfmal den Meistertitel, ab 2013 ununterbrochen.

Adi Hütter hebt den Mahnfinger allerdings besonders wegen der Leistungen des Gegners in der laufenden Europa League. War der Heimsieg gegen Astana «normal», so zeigt sich YBs Trainer vom Auswärtserfolg gegen Olympiakos Piräus überrascht. «Ich hatte eigentlich nicht damit gerechnet», sagte Hütter. Aber deshalb wüssten seine Spieler erst recht, dass sie es in dieser Woche mit einem starken Gegner zu tun bekämen. «Und dennoch müssen wir gewinnen. Wir müssen jetzt wieder Tore erzielen.»

APOEL ist eine Mannschaft, die weniger von einheimischen Spielern als von starken (National-)Spielern aus andern Ländern lebt. Bis zu fünf Brasilianer stehen jeweils in den Startformation. Zu ihnen zählt der 33-jährige Stürmer Igor de Camargo, der von 2012 bis 2014 zeitweise unter Lucien Favre in der Bundesliga für Borussia Mönchengladbach und für Hoffenheim gespielt hat. Er ist jedoch verletzt und hat die Reise nach Bern gar nicht angetreten.

Der bekannteste und wohl auch beste Einheimische in der vom früheren dänischen Internationalen und Bundesliga-erfahrenen Thomas Christiansen gecoachten Mannschaft ist ebenfalls ein Stürmer: der 23-jährige, torgefährliche Pieros Sotiriou.

Die Offensivkraft der Young Boys könnte belebt werden, wenn nach Guillaume Hoarau, der am Sonntag in Lugano das Comeback gegeben hat, auch der lange verletzt gewesene Sekou Sanogo zurückkehrt. Hütter liess es indessen offen, ob er Sanogo im Match gegen APOEL schon einsetzen wird.

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