Die bislang grösste Überraschung der noch jungen Super-League-Saison setzt es in Bern ab. Die Young Boys unterliegen Aufsteiger Lugano nach einem frühen Tor 0:1.
In seinem zweiten Spiel nach der Entlassung von Uli Forte konnte YBs Interimstrainer Harald Gämperle mit seiner Crew in keiner Weise an den 3:1-Sieg vom letzten Sonntag gegen Thun anknüpfen. Die Berner traten gegen den vermeintlichen Underdog Lugano sehr selten dominant auf. Aus der Feldüberlegenheit resultierten zu wenige zwingende Aktionen. Stellvertretend für die enttäuschende Darbietung der Berner war die Leistung des als «Königstransfer» apostrophierten Neuzugangs Miralem Sulejmani.
Die Young Boys scheinen nach ihrer ersten Saisonniederlage bereits wieder im alten Fahrwasser zu schwimmen. Ein ernsthafter Herausforderer des FC Basel zu werden, verpassten sie in der vergangenen Saison besonders darum, weil sie gegen die Kleinen der Liga übermässig viele Punkte abgaben. So holten sie gegen den späteren Absteiger Aarau nur gerade zwei von möglichen zwölf Punkten. Gegen Lugano fuhren sie im gleichen Stil weiter.
20-Jähriger debütiert bei Bern
Die Ausfälle von Leistungsträgern wie Guillaume Hoarau, Alexander Gerndt und Renato Steffen dürften ein so breites und teures Kader wie das der Young Boys nicht in Verlegenheit bringen. Jedoch konnte Samuel Afum als einziger Stürmer den gesperrten Goalgetter Hoarau nicht vergessen machen. Der Ghanaer vergab zwei grosse Chancen – eine per Kopf, eine mit dem Fuss –, war daneben aber unauffällig und wurde folgerichtig schon in der Pause durch den jüngeren Haris Tabakovic ersetzt. Dieser Tabakovic hatte nach 58 Minuten die grösste Chance der Berner, er vertändelte sich aber allein vor Goalie Francesco Russo und schloss schwach ab.
Gämperle überraschte Mitte der zweiten Halbzeit, als er anstelle von Alexander Gonzalez nicht einen der Arrivierten wie Scott Sutter oder Yuya Kubo aufs Feld brachte, sondern den erst 20-jährigen Super-League-Debütanten Miguel Castroman. Vielleicht baute der Ostschweizer darauf, dass Castroman ähnlich gut einschlagen würde wie zuletzt die weiteren Youngsters Haris Tabakovic und Denia Zakaria. Tabakovic und Zakaria spielten diesmal von Beginn an, konnten jedoch nicht viel bewirken.
Lugano dieses Mal ohne Fehler
Zdenek Zeman, dem legendären Serie-A-Trainer, ist es offenbar geglückt, seine Mannschaft nach der desaströsen Leistung beim 1:6 vom letzten Samstag bei den Grasshoppers sehr rasch aufzubauen.
Diesmal zeichnete eine gewisse defensive Solidität das Spiel der Tessiner aus. Nicht mehr wiederzuerkennen waren die Verteidiger einschliesslich Torhüter Russo, die sich gegen GC einen haarsträubenden Bock um den andern geleistet hatten. In Bern leistete sich Luganos Abwehr keine nennenswerten Patzer, die Young Boys mussten sich ihre Handvoll hochwertiger Torchancen allesamt selber erspielen.
Damit sie erstmals seit dem Aufstieg auswärts gewinnen und ihren zweiten Saisonsieg (nach dem 1:0 gegen Vaduz) einfahren konnten, benötigten die Luganesi auch ein bisschen Glück. So stand Torschütze Patrick Rossini, der frühere FCZ-Spieler, bei der Passabgabe von Antonini Culina knapp im Offside. Die Fahne des Assistenten blieb aber unten. Die Luganesi hielten mit den Bernern so gut mit, dass sie ihrerseits in regelmässigen Abständen zu ein paar guten Möglichkeiten kamen, mit denen sie auf 2:0 hätten davonziehen können.
Young Boys – Lugano 0:1 (0:1)
14’700 Zuschauer. – SR Erlachner.
Tore: 6. Rossini (Culina) 0:1.
Young Boys: Mvogo; Hadergjonaj, Vilotic, von Bergen, Lecjaks; Gajic; Gonzalez (68. Castroman), Zakaria, Sulejmani (78. Kubo), Nuzzolo; Afum (46. Tabakovic).
Lugano: Russo; Veseli, Datkovic, Urbano, Jozinovic (75. Markaj); Sabbatini, Piccinocchi, Rey; Culina (78. Tosetti), Rossini, Bottani (84. Padalino).
Bemerkungen: Young Boys ohne Hoarau (gesperrt), Steffen (krank), Gerndt, Sanogo und Seferi (alle verletzt). Lugano ohne Donis (nicht spielberechtigt). Super-League-Debüt des 20-jährigen Miguel Castroman. Verwarnungen: 70. Rey (Unsportlichkeit), 87. Nuzzolo (Reklamieren).