Die Young Boys spielen heute um 21.05 Uhr in Piräus um die letzte Chance, nach der Gruppenphase in der Europa League weiterzukommen. Weiter geht es für sie nur mit einem Sieg. Ein Remis wäre zu wenig.
Zwei Runden vor Schluss der Gruppenphase in der Europa League brauchen die Young Boys keine Rechenspiele anzustellen. Nur mit Siegen sowohl bei Olympiakos Piräus als auch zwei Wochen später daheim gegen Astana werden sie im Frühling in der mit den Sechzehntelfinals beginnenden K.o.-Phase mitspielen. Mit einem Unentschieden am Donnerstag könnten die Berner in der Schlussabrechnung mit Olympiakos gleichauf liegen. Aber in diesem Fall müssten sie den Griechen aufgrund der Direktbegegnungen den Vortritt lassen.
Seit der Saison 2010/11 stehen die Berner alle zwei Jahre in der Gruppenphase. Nur zu gern würden sie wie vor sechs und vor zwei Jahren auch im Frühling noch im Geschäft sein. Ganz aussichtslos ist das Unterfangen nicht. Zwar war Olympiakos in den letzten 20 Jahren 18 Mal griechischer Meister, zuletzt sechsmal nacheinander. Und YB-Trainer Adi Hütter betrachtet die Griechen als «die klar stärkste Mannschaft» in der Gruppe – vor Leader APOEL Nikosia. Eine Übermannschaft stellt Olympiakos im internationalen Vergleich jedoch nicht.
Hinspiel unter schlechtem Stern
Die Young Boys verloren das Hinspiel im Stade de Suisse durch ein nicht zwingendes Tor des Routiniers Esteban Cambiasso kurz vor der Pause 0:1. Aufgrund der Spielanteile und Chancen hätten sie zumindest ein Unentschieden verdient gehabt. Die Berner Spieler hatten es damals, Mitte September, doppelt schwer, denn der Match fiel in die unselige Woche, als in der Vereinsleitung nach der Entlassung von Sportchef Fredy Bickel alles drunter und drüber ging. Während des ganzen Spiels forderte der Fanblock auf der Ostseite den Abgang des unterdessen abgesetzten Verwaltungsratsmitglieds Urs Siegenthaler und enthielt der Mannschaft die übliche Unterstützung vor.
Über zwei Monate nach den für den ganzen Klubbetrieb schädlichen Zeiten sind in Bern die Wogen geglättet. Christoph Spycher, der Wunschkandidat, der zuerst abgesagt hatte, ist als Sportchef längst installiert. Es herrscht Ruhe, wenngleich «Wuschu», der Ur-Berner, der erst am Schluss seiner Karriere bei YB spielte, mit Sicherheit nicht untätig ist.
Schwachstelle Abwehrzentrum
YBs Problem vor dem Match in Athen ist diesmal nicht die Atmosphäre im Verein. Vielmehr gelten Hütters Sorgen der Mannschaftsaufstellung, besonders der Innenverteidigung. Kasim Nuhu und Kevin Mbabu – er nach seiner roten Karte wegen eines hässlichen Fouls im letzten Europa-League-Spiel in Nikosia – sind gesperrt. Da Alain Rochat verletzt ist und Milan Vilotic längst aussortiert, bleibt Steve von Bergen als einziger routinierter Innenverteidiger übrig. Der Romand war nach dem letzten Match gegen Sion seinerseits angeschlagen. Aber mit seinem Einsatz im Spiel gegen Olympiakos darf man rechnen. Adi Hütter wird ihm entweder den jungen Nicolas Bürgy zur Seite stellen oder aber den nach einer langen Verletzungszeit genesenen Loris Benito.
Um allfällige Schwächen im Abwehrzentrum zu übertünchen, könnte Hütter das defensive Mittelfeld auf drei Mann aufstocken: Denis Zakaria, Sekou Sanogo und etwas weiter vorne Leonardo Bertone. Hütter begründet die defensive Variante: «Die Voraussetzungen sind für uns anders als beispielsweise im Rückspiel in Mönchengladbach. Dort mussten wir deutlich gewinnen. Deshalb mussten wir mit einer klaren Offensive Risiken eingehen. Bei Olympiakos würde ein einfacher Sieg, gleich in welcher Höhe, den Zweck erfüllen. Ich bin überzeugt, dass wir in der Lage sind, Tore zu schiessen.»
An der Torproduktion haben es die Berner zuletzt nicht fehlen lassen. In den letzten vier Super-League-Spielen trafen sie im Durchschnitt 3,75 Mal.