Im Jahr 2011 ist die Zahl der Asylgesuche gegenüber dem Vorjahr um rund 45 Prozent auf 22’551 gestiegen. Das ist der höchste Gesuchseingang seit 2002, wie das Bundesamt für Migration (BFM) am Donnerstag mitteilte.
Wichtigstes Herkunftsland war im Jahr 2011 Eritrea mit 3356 Gesuchen, gefolgt von Tunesien (2574) und Nigeria (1895). Der starke Anstieg von Asylsuchenden ist vor allem auf den „arabischen Frühling“ und die seit März offenen Migrationsrouten von Tunesien und Libyen nach Süditalien zurückzuführen.
Zum Vergleich: Im Jahr 2010 hatten nur 358 Menschen aus Tunesien ein Asylgesuch gestellt. Nach dem Umsturz in dem nordafrikanischen Land haben nach Angaben des BFM knapp 30’000 Tunesier die Reise übers Mittelmeer nach Europa angetreten. Ein Teil dieser Menschen beantragte schliesslich in der Schweiz Asyl.
Keine Chance auf Asyl
Die allermeisten Tunesier hätten ihr Land verlassen, weil sie dort keine wirtschaftlichen Perspektiven sehen würden, schreibt des BFM in einem Bericht zur neuen Asylstatistik. Sie hätten somit keine Aussicht darauf, in der Schweiz oder in irgendeinem anderen Staat aufgenommen zu werden.
Von den 2099 Entscheiden, die im vergangenen Jahr bereits gefällt wurden, erhielten lediglich sieben Personen aus Tunesien Asyl – sechs von ihnen aufgrund von Familienzusammenführungen, eine weitere Person wurde vorläufig aufgenommen.
Zu den Menschen, die im vergangenen Jahr aus Eritrea in die Schweiz gekommen sind, schreibt das BFM, dass diese zumeist über Libyen und Italien eingereist seien. Der Anstieg der Gesuche liegt im Vergleich zum Vorjahr bei 86,5 Prozent. Einen Höhepunkt erreichte die Zahl der eingereichten Gesuche im Mai 2011 mit 545 Anträgen.
Roma aus dem Balkan
An vierter Stelle lag Serbien mit 1217 Gesuchen (+33,7%). Seit Dezember 2009 können serbische, mazedonische und montenegrinische Staatsbürger ohne Visum in den Schengenraum einreisen. Wie schon in den Vorjahren, machten auch 2011 viele Angehörige der Roma von dieser Reisefreiheit Gebrauch, um in einem Schengen-Staat um Asyl nachzusuchen.
Die Schweiz war gemäss BFM von diesem Phänomen in geringerem Ausmass betroffen als andere europäische Staaten. Von Personen aus Mazedonien stammten 926 Gesuche (+122,1%).
Rückgänge verzeichnet wurden auf der anderen Seite bei Gesuchen aus Sri Lanka (470 Gesuche, -49,9%), Georgien (371 Gesuche, -42,2%) und Irak (504 Gesuche, -23,5%).
Erstinstanzlich erledigt wurden letztes Jahr 19’467 Asylgesuche (-5,9%). 3711 Personen (+7,6%) erhielten Asyl. Die Anerkennungsquote (Asylgewährung) lag bei 21 Prozent und ist im Vergleich zu 2010 (17,7%) gestiegen. In 9688 Fällen erging ein Nichteintretensentscheid – die meisten davon waren Dublin-Fälle.