Im vergangenen Jahr haben 27’207 Menschen in der Schweiz um Asyl ersucht. Das sind fast ein Drittel oder 12’316 Asylgesuche weniger als im Vorjahr. Für 2017 rechnet das Staatssekretariat für Migration (SEM) mit einer noch leicht tieferen Zahl.
Der Rückgang ist in erster Linie auf die Schliessung der Balkanroute im März 2016 zurückzuführen, wie das SEM in einer Mitteilung vom Montag schreibt. Denn in den letzten vier Monaten des Jahres 2015 war noch ein starker Zustrom von Migrantinnen und Migranten über diese Route verzeichnet worden.
Seit der Schliessung seien dagegen nur noch relativ wenige Asylsuchende auf diesem Weg in die Schweiz gelangt. Der Zusammenhang mit der Balkanroute zeigt sich auch daran, dass im Januar und Februar am meisten Asylgesuche eingereicht wurden. Zum Vergleich: In Europa blieb 2016 die Zahl der Gesuche mit 1,3 Millionen insgesamt stabil.
SEM erwartet keinen Anstieg
Damit sinkt auch der Anteil der Schweiz an allen in Europa gestellten Gesuche. Lag die Quote 2012 noch bei 8,2 Prozent, sank sie im vergangenen Jahr auf rund 2 Prozent. Mit 3,4 Asylsuchenden pro 1000 Einwohner liege die Schweiz aber immer noch über dem europäischen Mittel, schreibt das SEM.
Für das Jahr 2017 rechnet das SEM mit 24’500 Asylgesuchen. Je nach Entwicklung seien aber auch bis zu 32’000 Gesuche möglich. Dies hänge unter anderem von der Entwicklung auf der Mittelmeerroute ab und davon, ob das Flüchtlingsabkommen zwischen der Europäischen Union und der Türkei bestehen bleibe. Sollte dieses beendet werden, seien die Auswirkungen schwer voraussehbar, heisst es in der Mitteilung.
Unsicherheitsfaktor Türkei
Wichtigstes Herkunftsland der Asylsuchenden 2016 blieb Eritrea. Allerdings ging die Zahl der Gesuche gegenüber dem Vorjahr von 9966 auf 5178 zurück. Zweitwichtigstes Herkunftsland ist Afghanistan mit 3229 Gesuchen. Danach folgen Syrien (2144 Gesuche), Somalia (1581 Gesuche), Sri Lanka (1373 Gesuche) und Irak (1312 Gesuche).
Die Gesuche von Menschen aus Afghanistan, Syrien und Irak sind dabei deutlich gesunken. Laut SEM steht dies in engem Zusammenhang mit der Schliessung der Balkanroute. Rund 90 Prozent der Personen, die 2016 auf diesem Weg nach Europa gelangten, stammten aus den drei Ländern.
Schutzquote gesunken
Das SEM erledigte im vergangenen Jahr 31’299 Asylgesuche in erster Instanz – 3181 mehr als 2015. Auf 9393 Gesuche gingen die Behörden wegen eines Nichteintretensentscheids gar nicht erst ein. 5985 Personen erhielten Asyl, und 7369 Personen wurden vorläufig aufgenommen. Die Quote von vorläufigen Asylgewährungen und Aufnahmen sank von 53,1 auf 48,7 Prozent.