Im ersten Halbjahr 2013 sind in der Schweiz 11’025 Asylgesuche eingereicht worden. Das sind rund 31 Prozent weniger als im ersten Halbjahr 2012. Von einer Trendwende kann jedoch nicht die Rede sein. Trotz Schnellverfahren gab es mehr Gesuche aus Kosovo.
Für die kommenden Monate rechnet der Bund aber eher wieder mit einer Zunahme der Gesuche, denn in Lampedusa kommen derzeit viele Flüchtlingsboote an. Im Juni landeten 3000 Personen in Süditalien.
Ein Rückgang sei vor dem Herbst nicht zu erwarten, schreibt das Bundesamt für Migration (BFM) in der am Dienstag veröffentlichten Asylstatistik. Erfahrungsgemäss stellten rund 10 Prozent der Personen noch im selben Jahr in der Schweiz ein Asylgesuch.
Warum die Gesuchszahlen in den letzten Monaten gesunken sind, kann sich der Bund nicht erklären. Diese Entwicklung sei eher unüblich, da die Zahl der Asylgesuche Ende Frühjahr erfahrungsgemäss ansteige, schreibt das BFM. Europaweit steige die Zahl der Gesuche ausserdem zurzeit um rund 10 Prozent an. Daher sei es zu früh, um von einer Trendwende zu sprechen.
Weniger Gesuche im zweiten Quartal
In der Schweiz sind die Zahlen kontinuierlich gesunken: Von April bis Juni wurden 5266 Asylgesuche eingereicht, fast 9 Prozent weniger als im ersten Quartal und fast 28 Prozent weniger als im zweiten Quartal des Vorjahres. Im Juni gingen noch 1545 Asylgesuche ein, 980 Gesuche weniger als im Juni des Vorjahres.
Die wichtigsten Herkunftsländer waren im zweiten Quartal Tunesien (552 Gesuche), Nigeria (547 Gesuche) und Eritrea (542 Gesuche). Die Zahl der Gesuche aus Eritrea sank allerdings im ersten Halbjahr im Vergleich zur Vorjahresperiode um mehr als 55 Prozent. Dies könnte mit den neuen Regeln zur Wehrdienstverweigerung zusammenhängen, die seit vergangenem Herbst gelten. Allerdings lässt sich dies nicht belegen.
Zunahme der Gesuche von Kosovaren
Den grössten Anstieg gegenüber dem Vorquartal verzeichnete der Bund bei Gesuchen aus Algerien (264 Gesuche), Kosovo (173 Gesuche) und Äthiopien (69 Gesuche). Über die Zunahme der Asylgesuche von Kosovaren zeigt sich das BFM überrascht. Im März hatte der Bund für Personen aus dem Kosovo das beschleunigte Verfahren eingeführt, die Gesuche werden innerhalb von 48 Stunden behandelt.
Bereits seit rund einem Jahr werden Asylgesuche aus Serbien, Mazedonien sowie Bosnien und Herzegowina im 48-Stunden-Verfahren behandelt. In der Folge gingen die Asylgesuche aus diesen Staaten deutlich zurück. Warum dies bei den Gesuchen aus Kosovo anders läuft, ist unbekannt.
Steigende Zahlen auch in anderen Ländern
Das BFM hält fest, im Moment steige die Zahl der Asylgesuche von kosovarischen Staatsbürgern in mehreren europäischen Ländern, zum Teil erheblich. Für eine abschliessende Beurteilung des 48-Stunden-Verfahrens sei es zu früh. Im vergangenen Jahr hatten 576 Personen aus Kosovo ein Asylgesuch gestellt.
Asyl suchen auch viele Personen aus Tschetschenien. Seit Jahresbeginn seien über 15’000 russische Asylsuchende tschetschenischer Ethnie via Polen nach Deutschland eingereist, heisst es in der Asylstatistik. Falls sich ein Teil dieser Personen zu einer Weiterwanderung in die Schweiz entschliesse, könnte dies zu einer Zunahme der Asylgesuche führen. Allerdings sei die Schweiz bisher kein Hauptzielland für tschetschenische Asylsuchende gewesen.
Mehr Gesuche erledigt
Gestiegen ist im zweiten Quartal vorerst nur die Zahl der Gesuche, die in erster Instanz erledigt wurden. Zwischen April und Juni waren es 6553 Gesuche, 6 Prozent mehr als im Vorquartal. 872 Personen erhielten Asyl. Die Anerkennungsquote lag damit bei 15,5 Prozent, etwas höher als im ersten Quartal.
Im zweiten Quartal 2013 sind ferner 3457 Personen aus der Schweiz ausgereist oder in ihr Herkunftsland zurückgeführt worden. 1157 davon wurden im Rahmen des Dublin-Verfahrens an den zuständigen Staat überstellt.