Zwei Tage nach dem erneuten Erdbeben im Osten der Türkei ist die Zahl der Toten auf mindestens 22 gestiegen. Bislang wurden 30 Menschen lebend aus den Trümmern gerettet, wie die Behörden am Freitag mitteilten.
Rettungsmannschaften setzten ihre Suche nach weiteren Opfern in der Provinz Van fort. Kalte Temperaturen lassen die Chancen, noch Überlebende zu finden, rapide sinken. Zudem begann es zu schneien. „Wir hoffen die Suche bis Freitagnacht beenden zu können“, sagte ein Sprecher der Hilfskräfte.
Bei dem Beben waren laut Behörden weitere 25 Gebäude eingestürzt, darunter das Bayram Hotel in der gleichnamigen Provinzhauptstadt, in dem vor allem Journalisten und Erdbebenhelfer untergebracht waren.
Nach Berichten vom Donnerstag ist unter den Todesopfern auch ein japanischer Arzt, der nach dem Erdbeben im Oktober nach Van gereist war, um zu helfen. Er konnte zwar unter den Trümmern des Bayram Hotels rausgezogen und wiederbelebt werden, starb aber im Spital an seinen schweren Verletzungen.
Der Erdbebenexperte Dogan Kalafat warnte im Sender CNN Türk vor weiteren schweren Nachbeben in drei Wochen. Die Menschen sollten nicht in ihre Häuser zurückkehren. Ministerpräsident Erdogan bekräftige diese Warnung.
Kritik an Regierung
Opposition und Medien kritisierten am Freitag die Sicherheitsmassnahmen nach dem ersten schweren Beben von Ende Oktober. Es sei „ein grosser Fehler“, dass es auch 17 Tage nach dem ersten Beben noch keine offiziellen Überprüfungen der Schäden gegeben habe, kritisierte die Kurdenpartei BDP.
Zeitungen veröffentlichten Fotos von tiefen Rissen in den Wänden des eingestürzten Hotels. Das Blatt „Hürriyet“ widersprach Angaben des Hoteleigentümers, wonach das Gebäude von Experten untersucht und freigegeben wurde: „Es gab keine offizielle Untersuchung in dem Hotel“, das „für zehn Menschen zum Grab wurde“.
Ein Mitglied der regierenden Partei AKP sagte dagegen, die Kontrolle aller Gebäude einer Ein-Millionen-Stadt wie Van würde Monate dauern. In der Stadt demonstrierten aufgebrachte Anwohner. Es kam zu Ausschreitungen, Polizisten setzten Gummiknüppel und Tränengas ein.