Die Zahl der Hungernden geht weltweit zurück. Als unterernährt gelten zwar immer noch etwa 805 Millionen Menschen. Im Vorjahr hatte die Zahl der chronisch Unterernährten aber noch bei 842 Millionen gelegen.
Die Deutsche Welthungerhilfe wies am Montag bei der Vorstellung des Welthunger-Index 2014 darauf hin, dass der Hunger seit 1990 kontinuierlich abgenommen hat – insgesamt um 39 Prozent.
Einige Konfliktregionen und afrikanische Staaten mit sehr hohen HIV-Infektionsraten sind von diesem positiven Trend jedoch ausgenommen, wie die Welthungerhilfe zusammen mit dem in Washington ansässigen International Food Policy Research Institute mitteilte.
Mit Sorge wurden die Krisenherde der Welt betrachtet. «Konflikte wie in Syrien, dem Irak oder dem Südsudan gefährden auch die Ernährungssituation in den jeweiligen Ländern», erklärte die Präsidentin der Welthungerhilfe, Bärbel Dieckmann.
Auf der Verliererseite listet der aktuelle Index den Irak, Swasiland, die Komoren und Burundi auf. Zu den Gewinnern zählen unter anderem Panama, Ägypten, Thailand, Ghana, Mexiko und Vietnam.
In Swasiland ist geht die schwierige Lage nach Ansicht der Experten vor allem auf die extreme Verbreitung von HIV zurück. In dem kleinen Land im südlichen Afrika sind 26,5 Prozent der Erwachsenen mit dem Aids-Virus infiziert; die Infektionsrate ist höher als in jedem anderen Land. Burundi wiederum finde nach einem jahrzehntelangen Bürgerkrieg erst langsam zu Frieden und politischer Stabilität zurück.
Trotz Ölreichtum mehr Hunger im Irak
Im Irak, der wegen seiner Ölquellen ein potenziell reiches Land ist, wächst der Hunger vor allem wegen der andauernden Gewalt und des Zustroms syrischer Flüchtlinge. Auch kritisieren die Experten die Qualität der Grundversorgung in dem arabischen Land, in dem ein grosser Teil des Wirtschaftslebens staatlich kontrolliert ist.
Seit 1990 – dem Jahr der irakischen Invasion in Kuwait – hat sich der Anteil unterernährter Menschen an der irakischen Bevölkerung laut Welthungerhilfe mehr als verdoppelt.
Zunahme des verborgenen Hungers
Ihren Schwerpunkt legte die Welthungerhilfe in ihrem Bericht für 2014 auf die Mangelernährung, den sogenannten verborgenen Hunger. Diese Art der Unterernährung, bei der zu wenig Vitamine und Mineralstoffe aufgenommen werden, um ein gesundes Leben zu führen, betrifft nach Schätzungen der Hilfsorganisation mehr als zwei Milliarden Menschen.
Hauptfaktoren für diese Form der Mangelernährung, die zu einer erhöhten Kindersterblichkeit und einem geschwächten Immunsystem führen, sei vor allem Armut. Grosse Bedeutung messen die Experten aber auch dem Bildungsgrad von Frauen bei, der Studien zufolge oft darüber entscheidet, ob eine Familie Wert auf nährstoffreiche Ernährung legt.
Konsequenzen der Ebola-Epidemie
Die Welthungerhilfe warnte zudem vor den Folgen der Ebola-Epidemie in Westafrika für die Versorgung mit Nahrungsmitteln. Die Epidemie werde «in den kommenden Monaten erhebliche Auswirkungen auf die Ernährungslage in den betroffenen Ländern haben», erklärte Dieckmann.
«Die Welt muss jetzt stärker zusammenrücken, um diesen Herausforderungen zu begegnen, wir brauchen den Mut zu bedingungsloser Solidarität», forderte sie.
Die Deutsche Welthungerhilfe mit Sitz in Bonn wurde 1962 gegründet und ist als nichtstaatliche und konfessionell unabhängige Organisation (NGO) mit tausenden Projekten in 70 Ländern in Afrika, Lateinamerika und Asien tätig.