Nach Taiwans schlimmstem Flugzeugabsturz seit Jahren ist die Zahl der Todesopfer auf 48 gestiegen. Die Fluggesellschaft will den Hinterbliebenen Entschädigungen zahlen.
Von den 58 Menschen an Bord hatten sich zunächst elf Personen nach der Bruchlandung auf der Insel Penghu aus der brennenden Maschine retten können. Eines der Opfer erlag jedoch später seinen schweren Verletzungen im Spital, wie Taiwans Luftfahrtbehörde am Donnerstag mitteilte.
Bilder zeigen Dutzende zwischen Häusern verteilte Wrackteile. Angehörige wurden am Donnerstag nach Penghu gebracht.
Flug GE222 der taiwanesischen Airline Transasia war am Mittwoch bei Sturm in ein Dorf in der Nähe seines Zielflughafens Magong gestürzt, wie ein Sprecher von Taiwans Luftsicherheitsbehörde bei einer Pressekonferenz am Donnerstag sagte.
Zwei Landeversuche
Die Maschine mit 54 Passagieren und 4 Crew-Mitgliedern war vom Flughafen von Kaohsiung im Süden Taiwans zum Magong-Flughafen auf Penghu aufgebrochen. Einmal versuchte die Maschine vergeblich auf ihrem Zielflughafen zu laden. Beim zweiten Landeanflug stürzte das Regionalverkehrsflugzeug vom Typ ATR 72 mit zwei Triebwerken dann in ein Wohngebiet in der Nähe der Landebahn.
Nach Angaben des französischen Aussenministeriums waren auch zwei Franzosen an Bord. Es handelte sich laut der taiwanesischen Nachrichtenagentur CNA um zwei 23 Jahre alte Medizinstudentinnen, die an einem einmonatigen Austauschprogramm teilnehmen wollten.
Starterlaubnis erhalten
Taiwans Verkehrsminister Yeh Kuang-shih reiste mit einem Expertenteam auf die Insel. Er kündigte eine umfassende Untersuchung des Unglücks an.
Jean Shen von Taiwans Luftverkehrsbehörde sagte Journalisten, dass sich der Start von Flug GE222 wegen schlechten Wetters am Mittwoch von 16.00 Uhr auf 17.43 Uhr verschoben hatte. Trotz Sturmwarnung habe das Flugzeug eine Starterlaubnis bekommen, weil sich das Wetter etwas gebessert habe.
«Der Tower (auf Penghu) bekam um 19.06 Uhr von dem Flugzeug eine Anfrage für einen Durchstart», sagte Jean Shen. «Dann verschwand das Flugzeug vom Radar.»
Es sei rund einen Kilometer von der Landebahn entfernt in ein Wohngebiet gestürzt. CNA berichtete, dass fünf Anwohner verletzt wurden, aber bereits am Donnerstag das Spital wieder verlassen durften.
Entschädigungen für Angehörige
Ein Dorfbewohner erzählte von einem lauten Knall und vier Stockwerke hohen Flammen. «Das passierte nur 150 Meter von meinem Haus entfernt», sagte er der Hongkonger Zeitung «South China Morning Post». «Das Flugzeug krachte in ein Haus, aber dort waren zu der Zeit zum Glück keine Menschen drin.»
Die Fluggesellschaft Transasia verspricht Angehörigen Entschädigungen. Für jeden der 48 getöteten Insassen werde deren Familie 200’000 Taiwandollar (6000 Franken) sowie 800’000 Taiwandollar für die Beerdigung gezahlt, meldete CNA.
Die tödliche Bruchlandung gilt als schlimmstes Flugzeugunglück einer taiwanesischen Fluggesellschaft seit zwölf Jahren. Am 25 Mai 2002 war ein Flugzeug von der Hauptstadt Taipeh auf dem Weg nach Hongkong in der Nähe der Insel Penghu ins Meer gestürzt, alle 224 Menschen an Bord waren ums Leben gekommen.