Zalando verkauft Aktien nicht zum maximalen Preis

Der deutsche Online-Modehändler Zalando verkauft die Aktien bei seinem Börsengang trotz reissender Nachfrage nicht zum maximalen Preis. Die 28,1 Millionen Zalando-Papiere würden zu je 21,50 Euro ausgegeben, teilte das Berliner Unternehmen am Montagabend mit.

Online-Modehändler Zalando ist auch in der Schweiz aktiv (Archiv) (Bild: sda)

Der deutsche Online-Modehändler Zalando verkauft die Aktien bei seinem Börsengang trotz reissender Nachfrage nicht zum maximalen Preis. Die 28,1 Millionen Zalando-Papiere würden zu je 21,50 Euro ausgegeben, teilte das Berliner Unternehmen am Montagabend mit.

Zalando hätte nach eigenen Angaben selbst zum Höchstpreis von 22,50 Euro mehr als 280 Millionen Aktien losschlagen können, zehnmal so viele wie die Firma ausgeben will. Insgesamt nimmt Zalando 605 Mio. Euro ein und ist damit – wenn auch nur für einen Tag – der grösste Börsengang in diesem Jahr in Deutschland.

Das erst 2008 gegründete Unternehmen wird zum Ausgabepreis mit rund 5,3 Mrd. Euro bewertet. Doch Börsenspekulanten wetten zu der für den Mittwoch geplanten Erstnotiz auf weiter steigende Kurse.

Den Ausgabepreis dennoch nicht am oberen Ende der Spanne festzulegen, sei eine bewusste Entscheidung gewesen, sagte ein Zalando-Sprecher. Es sei eine Priorität gewesen, sich für die richtigen Anteilseigner zu entscheiden.

Zwei in die Pläne involvierte Personen sagten, das Unternehmen und die begleitenden Banken hätten auch ein Zeichen gegen die der an der Börse grassierenden Hysterie setzen wollen. Im Graumarkt waren am Montag Preise bis zu 31,95 Euro für Zalando-Aktien geboten worden. Bei einem Preis von 22,50 Euro hätte Zalando 28 Mio. Euro mehr eingenommen.

Geringer Anteil frei handelbarer Aktien

Nach dem Börsengang werden etwa 11,3 Prozent von Zalando an der Börse notiert sein. Ankerinvestoren hatten sich bereits früh Aktien im Wert von knapp 127 Millionen Euro gesichert.

Die Altaktionäre – allen voran der schwedische Finanzinvestor Kinnevik (bisher 35,6 Prozent) und die Internet-Investoren Oliver, Marc und Alexander Samwer (bisher 16,7 Prozent) – geben beim Börsengang keine Aktien ab, lassen ihren Anteil aber verwässern. Allein die Beteiligung der Samwers ist nun knapp 800 Mio. Euro wert.

Der auch in der Schweiz aktive Onlineversender, der sich mit schrillen Werbekampagnen («Schrei vor Glück») und kostenlosen Retouren einen Namen machte, hatte sich kurz vor dem Börsengang in die schwarzen Zahlen vorgearbeitet. Zalando könnte auch dieses Jahr mit einem Gewinn abschliessen. Die Erlöse aus dem Börsengang sollen in das weitere Wachstum des Unternehmens fliessen.

Auch Privatanleger wachen auf

Börsenkandidaten profitieren davon, dass institutionelle Investoren derzeit wegen niedriger Zinsen verzweifelt auf der Suche nach Anlagemöglichkeiten sind. Auch viele Privatanleger trauen sich wieder aus der Deckung.

Zalando hatte schon zu Beginn der Zeichnungsfrist von einem unerwartet hohen Interesse von Kleinanlegern berichtet, wenngleich Aktionärsschützer vor den Risiken des Investments warnen.

Die Unternehmensberatung EY rechnet inzwischen damit, dass in diesem Jahr bis zu 20 Unternehmen den Sprung an eine deutsche Börse schaffen.

Zalando wäre nach ihrer Rechnung das achte, die vor allem in Schwellenländern investierende Internet-Holding der Samwer-Brüder, Rocket Internet, das neunte. Rocket will dabei bis zu 1,6 Mrd. Euro einsammeln – das wäre der grösste Börsengang in Deutschland seit dem Motorenbauer Tognum im Jahr 2007.

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