Ein 28-jähriger Mann soll zehn Teenager missbraucht und eine 16-Jährige vergewaltigt haben. Die Mädchen im Alter von 13 bis 17 Jahren suchte er per Internet. Dem Autolackierer droht eine Freiheitsstrafe von vier Jahren. Er bestreitet, Gewalt angewendet zu haben.
Zum Schutz der Opfer fand die Verhandlung vor dem Kreisgericht See-Gaster in Uznach SG am Donnerstag unter Ausschluss der Öffentlichkeit statt. Das Urteil wird am Mittwoch nächster Woche bekannt gegeben.
Laut Anklage missbrauchte der 28-Jährige zehn Jugendliche, die er per Facebook-Chat kennengelernt hatte. Wegen Vergewaltigung, mehrfacher sexueller Nötigung, mehrfacher sexueller Handlungen mit einem Kind, mehrfacher Pornografie und weiterer Delikte beantragt die Staatsanwaltschaft eine Freiheitsstrafe von vier Jahren.
Auf Facebook kennengelernt
Aufgeflogen war der Türke im Februar 2014, nachdem die Eltern einer 16-Jährigen ihn anzeigten, weil er das Mädchen in seinem Auto vergewaltigt haben soll. Wie die heute 19-jährige Lehrtochter vor Gericht schilderte, hatte sie den Mann, der im Kanton Aargau wohnte, im Internet kennen gelernt. Nachdem sie schon seit längerem via Facebook Kontakt hatten, wollte sie den Chat-Partner treffen.
Einen Monat nach ihrem 16. Geburtstag verabredete sie sich mit ihm. Er holte sie mit seinem Auto am Bahnhof Rapperswil SG ab. Von dort fuhren sie zu einem Parkplatz am See, wo sie auf einer Parkbank redeten und sich küssten. «Mehr wollte ich nicht», sagte das Opfer. Als der Mann später im Auto zudringlich wurde und begann, ihr die Kleider auszuziehen, habe sie vergeblich versucht, ihn abzuwehren.
Nachdem der Gemeinde-Sicherheitsdienst das Auto kontrolliert hatte, fuhr der Angeklagte mit dem Mädchen zu einem andern Parkplatz in Eschenbach. «Er war plötzlich wie ein Tier», schilderte die junge Frau unter Tränen. Später sei es zu weiteren Übergriffen gekommen. Ausserdem habe der Angeklagte sie bedroht.
Die Opfervertreterin erklärte, die junge Frau habe eine Psychotherapie gemacht, werde aber ihr Leben lang unter dem Geschehenen leiden. Sie verlangte 35’000 Franken an Genugtuung.
Gezielt nach Opfern gesucht
Gemäss Anklageschrift hat der Angeklagte neun weitere Teenager sexuell missbraucht. «Der Mann suchte im Internet gezielt nach jungen Mädchen, machte ihnen Komplimente und schuf Vertrauen», schilderte der Staatsanwalt. Bei den Treffen habe er die Unerfahrenheit der Jugendlichen ausgenutzt, um seine sexuelle Gier zu befriedigen. Das jüngste Opfer war 13 Jahre alt, als sich der doppelt so alte Mann an ihm vergangen haben soll.
Einzelne Sex-Treffen filmte er und schickte die Videos an andere Chat-Bekannte. Einigen Jugendlichen schickte er pornografische Bilder. Zudem habe der 28-Jährige seine Chat-Partnerinnen gedrängt, pornografische Selfies und Videos für ihn aufzunehmen.
Angeklagter bestreitet Gewalt
Der Angeklagte bestreitet die Vergewaltigung der 16-Jährigen. «Für mich ist es normal, dass man Sex hat, wenn man sich gern hat.» Ihm sei nicht bewusst gewesen, dass die Jugendliche keinen Geschlechtsverkehr wollte. «Als sie schrie, habe ich sofort aufgehört.»
Wie sein Verteidiger am Nachmittag erklärte, hat der Beschuldigte auch keine der Jugendlichen genötigt. Sie hätten den Sex auch gewollt. Da er jedoch wissen musste, dass einige von ihnen noch minderjährig waren, sei er wegen mehrfacher sexueller Handlung mit einem Kind schuldig zu sprechen.
Auch der Vorwurf der Pornografie wurde nicht bestritten. Für diese Taten, die dem Angeklagten leid täten, solle er zu einer bedingten Freiheitsstrafe von höchstens 15 Monaten verurteilt werden, verlangte sein Verteidiger.