Bei einem schweren Unglück auf der Baustelle eines Wolkenkratzers sind in Istanbul zehn Menschen ums Leben gekommen. Ein Lift mit den Arbeitern sei am Samstagabend 32 Stockwerke in die Tiefe gestürzt, berichteten türkische Medien.
Der Arbeitsunfall ereignete sich im Viertel Mecidiyeköy im Zentrum des europäischen Teils von Istanbul. Dort soll ein 42-stöckiger Wohnturm entstehen, 36 Etagen sind bereits fertig.
Ministerpräsident Ahmet Davutoglu bezeichnete den Tod der zehn Bauarbeiter als «sehr schmerzhaft». Istanbuls Gouverneur Hüseyin Avni Mutlu kündigte an, die Justiz werde jeglichen Verletzungen der Sicherheitsbestimmungen nachgehen.
Der Vorfall wirft erneut ein Schlaglicht auf die verheerenden Arbeitsbedingungen in der Türkei. Nach Angaben der Internationalen Arbeitsorganisation (ILO) steht das Land bei den tödlichen Arbeitsunfällen weltweit auf dem dritten Platz.
Aus Protest gegen mangelnde Sicherheitsvorkehrungen versammelten sich am Unglücksort am Sonntag bis zu tausend Menschen. Sie riefen unter anderem: «Das war kein Unfall, das war Mord.»
Die Polizei nahm acht Menschen fest, die nach einem Verhör am Sonntag wieder freigelassen wurden. Unter ihnen sei auch der Chef für Arbeitssicherheit gewesen.
Der Besitzer des in Bau befindlichen Wolkenkratzers schloss jede Verantwortung seines Unternehmens sowie technische Probleme an dem Lift aus. «Ich selbst habe diesen Lift erst vor zehn Tagen benutzt», sagte Aziz Torun.
Beim bislang schwersten Arbeitsunfall in der Geschichte der Türkei waren im Mai bei einem Grubenunglück im westlichen Soma 301 Bergleute ums Leben gekommen.