Zum ersten Mal seit vier Jahrzehnten sind am Dienstag zehntausende Assistenzärzte in England in einen 24-stündigen Streik getreten. Mit ihrem Ausstand protestieren sie gegen neue Arbeits- und Vergütungsbedingungen.
Die neuen Bedingungen will die Regierung einseitig für die Assistenzärzte im staatlichen Gesundheitsdienst (NHS) beschliessen. Die Pläne sehen eine Kürzung der Zulagen für Nacht- und Wochenendschichten vor. Im Gegenzug bietet die Regierung eine elfprozentige Erhöhung des Grundgehalts an.
«Der neue Vertrag ist unfair und unsicher», sagte einer der Streikposten vor dem St.-Pancreas-Spital im Zentrum Londons, die Psychiaterin Florence Dalton. Schon jetzt fühlten sich viele Mitarbeiter des NHS «erschöpft, überlastet und zu wenig wertgeschätzt», sagte die 29-Jährige.
Auch mit der angebotenen Gehaltserhöhung würden sich die Nachwuchsmediziner in den Spitälern mit dem neuen Vertrag schlechter stellen als vorher. Dagegen argumentiert die konservative Regierung, die Reformen seien nötig, um jederzeit eine umfassende Gesundheitsfürsorge garantieren zu können.
Der Gesundheitsdienst strich für Montag tausende Operationen und rief alle Patienten auf, nur in dringenden Notfällen ein Spital aufzusuchen – der Notdienst bleibt von den Streiks unberührt.
Weitere Arbeitsniederlegungen sind für den 26. Januar und den 10. Februar vorgesehen. Der Ärztegewerkschaft zufolge hatten die Nachwuchsmediziner zuletzt 1975 zu «drastischen Mitteln» gegriffen. Dies verdeutliche, dass die jetzige Entscheidung nicht leichtfertig getroffen worden sei.