Kroatien hat es geschafft: Sie sind das 28. Mitglied der EU. Punkt Mitternacht erklang Beethovens «Ode an die Freude», während ein gigantisches Feuerwerk den nächtlichen Himmel erhellte.
«Willkommen in der Europäischen Union», rief EU-Kommissionspräsident José Manuel Barroso den jubelnden Menschen auf dem zentralen Platz der kroatischen Hauptstadt zu. «Das ist eine historische Nacht. Sie haben Kroatien auf seinen angestammten Platz im Herzen Europa zurückkehren lassen.»
Präsident Ivo Josipovic rief seine Landsleute zum Optimismus auf. Die Krise in seinem Land sei eine «Herausforderung», auf eine bessere Zukunft des Landes hinzuarbeiten.
«Solche Momente gibt es nicht oft für eine Nation», sagte der kroatische Präsident danach bei einem Abendessen für die Gäste. Er versprach, die EU-Mitgliedsbestrebungen anderer Staaten auf dem Westbalkan zu unterstützen.
Über hundert EU-Vertreter
An der Beitrittsfeier nahmen mehr als hundert EU-Vertreter sowie zahlreiche Staats- und Regierungschefs der Nachbarländer teil. «Ihr seid immer Europäer gewesen», sagte EU-Ratspräsident Herman van Rompuy. Kroatiens Beitritt sei ein «Meilenstein» und wichtiger Vorreiter für die Region.
Kroatien habe Institutionen geschaffen, die auf Demokratie, Versöhnung und Rechtsstaatlichkeit beruhten, sagte EU-Parlamentspräsident Martin Schulz. Im westlichen Balkan, einer Region, die noch vor zwei Jahrzehnten durch Krieg erschüttert wurde, trage die EU-Integration zu Frieden und Wandel bei.
Das drittärmste EU-Land
Kroatien ist nach Slowenien die zweite ehemalige jugoslawische Teilrepublik, die nun Mitglied der EU ist. Dem Beitritt waren zehn Jahre mühsamer Verhandlungen vorausgegangen.
Das 28. Mitglied mit seinen 4,2 Millionen Einwohnern wird nach Bulgarien und Rumänien das drittärmste EU-Land sein. Das Bruttoinlandsprodukt liegt laut EU-Statistik 39 Prozent unter dem europäischen Durchschnitt.
Seit 2009 befindet sich das Land in der Rezession, 21 Prozent der Menschen sind arbeitslos. Zudem mahnt die EU weitere Anstrengungen im Kampf gegen die Korruption an.
Probleme selber lösen
Trotzdem sei Kroatien auf den EU-Beitritt besser vorbereitet als manch andere Mitglieder es gewesen sei, sagte die stellvertretende Ministerpräsidentin Milanka Opacic. Die Mitgliedschaft schaffe Möglichkeiten für Kroatien.
Doch schwerwiegende Probleme wie etwa die hohe Arbeitslosigkeit und das niedrige Lohnniveau müsse das Land selbst lösen: «Das ist unser Problem, die EU wird es nicht für uns lösen», sagte Opacic.
Unter den Gästen beim offiziellen Countdown waren auch alle kroatischen Präsidenten und Regierungschefs seit der Unabhängigkeit vor 22 Jahren – mit Ausnahme von Ex-Premier Ivo Sanader. Dieser sitzt derzeit eine zehnjährige Haftstrafe wegen Korruption ab.