In der katholischen Schweiz haben Zehntausende laut, fröhlich und meist friedlich Fasnacht gefeiert. Die meisten Menschen lockte ein Tessiner Anlass.
Die meisten Zuschauer zog der «Rabadan» – Piemonteser Dialekt für «Lärm» – in Bellinzona an: 100’000 Menschen feierten die wohl lärmigste Fasnacht der Schweiz. Allein am Sonntag liessen über 20’000 Menschen die 56 Wagen und Guggen hoch leben, die durch die Altstadt Bellinzonas zogen. Den «Rabadan»-Gepflogenheiten entsprechend war der Geräuschpegel ohrenbetäubend.
Mit möglichst lauter Musik trieben die Wagen mit ihren meterhohen Aufbauten – als riesige Maus, als Riesen-Nemo in seinem Aquarium oder in Anspielung auf Italiens Ex-Ministerpräsidenten Matteo Renzi als «Renzit» – den Winter aus der Stadt.
3700 Personen machten mit, wie das Organisationskomitee des 154. «Rabadan» am Sonntagabend mitteilte. Mit über 100’000 Besuchern ist Bellinzona nach Basel der grösste Karneval der Schweiz.
Churer Polizisten in Stimmung
Bereits am Samstag hatten sich in Chur rund 28’000 Fasnachtsbegeisterte bei schönem Wetter den Umzug angeschaut. 44 Formationen waren im Zug durch die Stadt zu bewundern.
Die Churer Stadtpolizei freute sich am Sonntag über die «ausgelassene Stimmung», in der die Menschen die Fasnacht miteinander gefeiert hätten.
Die Fasnacht sei fast friedlich verlaufen. Nur eine Person habe auf dem Polizeiposten ausgenüchtert werden müssen. Zudem schnappte die Polizei einige Verkehrssünder.
Einzelne Streithähne
Fast nur Positives vermeldete auch die Luzerner Polizei. Am «Rüüdigen Samstag» sei es in den Gassen zwar manchmal eng geworden, doch meist friedlich geblieben, schrieb diese in einer Mitteilung. «Vereinzelt mussten Streithähne in die Schranken gewiesen werden.» Vier Personen seien festgenommen worden, eine von ihnen, weil gegen sie bereits eine Einreisesperre vorlag.
Auch die St. Galler Polizei zieht eine «positive Fasnachtsbilanz». Probleme gegeben habe es nur mit «einigen wenigen, stark alkoholisierten Partygängern, die sich in den frühen Morgenstunden nicht mehr zu benehmen wussten».
Die Polizisten hätten diese Leute «jeweils dazu bewegt, sich nach Hause zu begeben» oder sie wenigstens vom Festgelände verwiesen. In einem Fall sei ein 20-Jähriger in Gewahrsam genommen worden.
Fröhlicher «Carnaval» in der Westschweiz
Auch in der Westschweiz waren die Narren überall unterwegs. In Freiburg verfolgten 10’000 Begeisterte den Umzug Bolzenfasnacht in der Freiburger Unterstadt.
Im Wallis war ganz Sitten auf den Beinen, um am Samstag den grossen Fasnachtsumzug zu verfolgen: 46’000 Zuschauer zählten die Organisatoren, und nochmals 9400 kamen am Sonntag zum Umzug. Dieser bietet neben 30 Guggenmusiken eine spezielle Attraktion: Hoch zu Ross reiten 60 Reiter mit, wie OK-Präsident Yoann Schmidt der Nachrichtenagentur sda sagte.
Die älteste Fasnacht des Wallis, der Karneval von Monthey, konnte bei strahlendem Sonnenschein am Sonntag so viele Zuschauerinnen und Zuschauer anlocken wie noch nie: 53’000 Zaungäste verfolgten gemäss dem OK den Umzug. Es war die 145. Ausgabe des «Carnaval de Monthey».
Körperverletzung in Schaan
Gewalttätiger ging es in diesem Jahr nur an der Fasnacht in Liechtenstein zu. Die Landespolizei des Fürstentums berichtete von einem Fall von Körperverletzung in Schaan. Dabei habe der Täter dem Opfer plötzlich mehrmals mit der Faust ins Gesicht geschlagen. Das Opfer fiel darauf zu Boden.
Danach habe der Täter das Opfer noch mehrfach gegen den Kopf getreten. Erst als andere Personen den Täter vom Opfer weggezerrt hätten, habe dieser abgelassen und sei geflüchtet.
Zudem wurde in Schaan eine Statue umgeworfen und dabei stark beschädigt. Wann genau die Täter die Holzfigur «Esel mit Reiter» umstiessen, ist unklar.