In Rom haben am Samstag Zehntausende den italienischen Ministerpräsidenten Silvio Berlusconi zum Rücktritt aufgefordert. „Basta!“ war auf den Plakaten lesen. „Berlusconi, hau ab!“ oder „Schande, Schande, Silvio tritt zurück“, riefen die Demonstranten.
Auf einem Spruchband waren auch Fotos von Ministern der Mitte-rechts-Regierung und der Spruch „Je schneller wir sie entsorgen, desto besser“ zu sehen. Andere Schilder richteten sich direkt gegen Äusserungen Berlusconis beim G-20-Gipfel in Cannes. Dort hatte er erklärt, die Krise in Italien sei nicht schwerwiegend, „alle Restaurants und Flugzeuge“ seien „voll“.
„Ich gehe ins Restaurant, aber um abzuwaschen“, stand auf einem Schild. Italien gilt wegen seiner Gesamtverschuldung von rund 120 Prozent seiner Wirtschaftsleistung als das Krisenland in der Eurozone.
Die stärkste Oppositionspartei im Parlament, die Demokratische Partei (PD) hatte das „Fest für die Demokratie“ auf der Piazza San Giovanni in Rom organisiert. Die Demonstration wurde von PD-Chef Pierluigi Bersani angeführt.
Er und die Chefin des grössten Gewerkschaftsverbands CGIL, Susanna Camusso, verlangten in ihren Reden Berlusconis sofortigen Rücktritt. Die Regierung habe sich bisher als unfähig erwiesen, die Schuldenkrise zu meistern.
Bersani und Camusso zur Seite standen auch prominente Linke aus dem Ausland: Der sozialistische Herausforderer von Frankreichs Präsidenten Nicolas Sarkozy, François Hollande, und der Chef der deutschen SPD, Sigmar Gabriel.
Weniger Teilnehmer als erwartet
Aus ganz Italien waren Regierungsgegner in die Hauptstadt gereist. 14 Sonderzüge, zwei Schiffe und über 700 Busse brachten Demonstranten nach Rom.
Offiziellen Angaben zur Teilnehmerzahl wurden bislang nicht gemacht. Die Organisatoren hatten Hunderttausende Teilnehmer erwartet. Mehrere Agenturen sprachen am Samstag von Zehntausenden Teilnehmern.