Zehntausende Pilger und Touristen haben sich am Samstag zum Auftakt der Weihnachtsfeierlichkeiten in Bethlehem eingefunden. Der 15 Meter hohe Weihnachtsbaum auf dem Krippenplatz strahlte am Abend im Lichterglanz, in der Stadt herrschte eine festliche Atmosphäre.
Höhepunkt war am Abend die Mitternachtsmesse in der Geburtskirche. Die Kirche steht an der Stelle, an der Jesus der Überlieferung zufolge vor rund 2000 Jahren zur Welt kam.
Die israelischen Streitkräfte gaben die Zahl der Besucher, darunter Ausländer und arabische Christen aus Israel, am späten Abend mit rund 100’000 an, deutlich mehr als die 70’000 im Vorjahr. Tausende Palästinenser aus dem Westjordanland kamen ebenfalls in die Stadt. Zusätzlich erlaubte Israel ausnahmsweise auch etwa 550 Christen aus dem Gazastreifen, nach Bethlehem zu reisen.
Verschleierte Musliminnen
In den Strassen waren auch überraschend viele verschleierte Musliminnen mit ihren Familien unterwegs. „Wir mögen es, diesen Feiertag mit unseren christlichen Brüdern zu teilen“, sagte die 46-jährige Amal Ajasch, die mit ihren drei ebenfalls verschleierten Töchtern zum Krippenplatz kam.
Wie viele andere Pilger musste auch der höchste katholische Würdenträger des Heiligen Landes, der lateinische Patriarch von Jerusalem Fuad Twal, israelische Sicherheitskontrollen durchqueren, um nach Bethlehem zu gelangen.
Er kam mittags in der traditionellen Prozession von Jerusalem aus an und feierte später die Mitternachtsmesse in der Geburtskirche. In seiner Predigt sprach er den Arabischen Frühling an und betete für Versöhnung in Syrien, Ägypten, dem Irak und Nordafrika.
Aufruf zu Frieden
„Wir erheben unsere Stimme zu Gott und rufen ihn in unserer Bedürftigkeit an. Wir bitten um Frieden und nichts als Frieden“, sagte Twal am frühen Sonntagmorgen in der Katharinenkirche. Er ist der ranghöchste Vertreter des Vatikans im Heiligen Land.
Gleichzeitig kritisierte er die Reaktion des Nahost-Quartetts auf den UNO-Aufnahmeantrag der Palästinenser. „Die Palästinenser sind aufgefordert worden, sich wieder auf einen gescheiterten Friedensprozess einzulassen. Dieser Prozess hat einen bitteren Beigeschmack gebrochener Versprechen und von Misstrauen hinterlassen.“
Der Bürgermeister von Bethlehem äusserte die Hoffnung, dass das Weihnachtsfest ein Jahr einläute, das die Palästinenser näher an ihren eigenen Staat bringe. „Wir feiern dieses Weihnachten in der Hoffnung, dass wir in der nahen Zukunft unser Recht auf Selbstbestimmung erhalten“, sagte Victor Batarseh. „Darum ist dieses Weihnachtsfest einzigartig.“