In London haben am Samstag zehntausende Briten gegen die Sparpolitik von Premierminister David Cameron demonstriert. Oppositionspolitiker, Gewerkschaften und Aktivisten hatten zu der Protestkundgebung aufgerufen.
Bei ihrem Marsch durch die Stadt bis zum Parlament forderten sie auf Plakaten ein «Ende der Sparmassnahmen» und «keine Kürzungen». Die Veranstalter sprachen von rund 250’000 Teilnehmern. Die Polizei nannte keine Teilnehmerzahlen, erklärte aber, es habe keine Festnahmen und keine Gewalt gegeben.
Die Proteste richteten sich aber auch gegen Studiengebühren, gegen Fracking oder die Jagd. Kleinere Demonstrationszüge gab es auch in Glasgow und Liverpool.
Hauptorganisator war die Gruppe People’s Assembly. Die Kundgebung vom Samstag sei erst der Auftakt «einer Protestkampagne mit Streiks, direkten Aktionen und zivilem Widerstand», sagte einer der Verantwortlichen der Bewegung, Sam Fairbairn. Zu den bekannten Gesichtern unter den Teilnehmern zählte der Komiker Russell Brand.
Erster grosser Protest seit Camerons Wiederwahl
Der Marsch in London war der erste grössere Protest seit der Wiederwahl Camerons im Mai. Camerons Tories hatten bei der Wahl am 7. Mai überraschend eine absolute Mehrheit errungen. Das Votum wurde als Bestätigung für die Sparpolitik des Premiers gewertet.
Anfang Juni hatte die konservative Regierung daraufhin weitere Privatisierungen und Kürzungen im Umfang von 25 Milliarden Pfund (rund 37 Milliarden Franken) angekündigt, um die hohe Staatsverschuldung abzubauen.
Cameron hatte die Staatsausgaben bereits in seiner ersten Amtszeit deutlich gekürzt. Die Regierung will das Haushaltsdefizit von 90 Milliarden Pfund (132 Milliarden Franken) deutlich verringern. Einzelheiten neuer Sparmassnahmen will Finanzminister George Osborne am 8. Juli bekanntgeben.
Cameron reagierte am Samstag auf die Proteste, in dem er auf seiner Facebookseite eine Liste mit seit seiner Wiederwahl angestossenen Programmen veröffentlichte. Er werde «nicht eine Sekunde verlieren», seine Wahlversprechen einzulösen, schrieb Cameron.