Zehntausenden Südkoreanern ist die vorläufige Amtsenthebung der konservativen Präsidentin Park Geun Hye noch nicht genug: In der Hauptstadt Seoul gingen nach Angaben der Veranstalter am Samstag rund 600’000 Menschen gegen Park auf die Strasse.
Sie verlangten eine sofortige und dauerhafte Entmachtung der in eine Korruptionsaffäre verstrickten Staatschefin. Die Polizei sprach von 60’000 Demonstranten. Zudem versammelten sich demnach rund 30’000 Unterstützer der Präsidentin zu einer Gegenkundgebung.
Mehr als 18’000 Bereitschaftspolizisten waren nach Berichten südkoreanischer Medien im Einsatz, um eventuelle gewalttätige Auseinandersetzungen zwischen den Gruppen zu verhindern. In den vergangenen Wochen waren die jeweils am Samstag organisierten Kerzenlicht-Demonstrationen gegen Park weitgehend friedlich verlaufen.
Das südkoreanische Parlament hatte am Freitag vergangener Woche mit deutlicher Mehrheit für ein Amtsenthebungsverfahren gegen Park gestimmt, die damit umgehend ihre Amtsvollmachten verlor. Park behält aber ihren Titel als Präsidentin und bleibt im Präsidentenpalast, bis das Verfassungsgericht über die Amtsenthebung entschieden hat. Dafür hat das Gericht 180 Tage Zeit.
Im Zentrum der Korruptionsaffäre steht Parks langjährige Vertraute Choi Soon Sil. Sie soll ihre Beziehungen zu der Präsidentin genutzt haben, um Millionenspenden für Stiftungen einzutreiben und sich dabei persönlich zu bereichern. Ausserdem wird ihr vorgeworfen, sich in die Regierungsgeschäfte eingemischt zu haben. Choi sitzt inzwischen in Haft, Park wird als Verdächtige in dem Fall behandelt.
Ban nährt Spekulationen
Der scheidende UNO-Generalsekretär Ban Ki Moon nährte unterdessen Spekulationen über eine Präsidentschaftskandidatur in seiner Heimat. «Ich werde ernsthaft darüber nachdenken, was ich wie am besten für mein Land tun kann», sagte Ban bei seiner letzten Pressekonferenz in New York.
Der 72-Jährige gibt sein Amt zum Jahreswechsel ab. Nach seiner Rückkehr nach Südkorea werde er «so viele Menschen treffen wie möglich», auch Politiker und Vertreter der Zivilgesellschaft, erklärte Ban.