Eltern, deren Sprösslinge spät zu laufen beginnen, dürfen aufatmen: Der Zeitpunkt, an dem Kinder die ersten selbständigen Schritte machen, lässt keinen Schluss auf ihre spätere Intelligenz oder Geschicklichkeit zu. Dies zeigt eine Studie von Zürcher und Lausanner Forschern.
Viele Eltern befürchten, dass ihr Kind in der geistigen Entwicklung hinterherhinkt, wenn es später aufrecht zu sitzen oder zu gehen beginnt als andere, wie der Schweizerische Nationalfonds (SNF) am Donnerstag in einem Communiqué schrieb. Diese Sorge kann das Team um Oskar Jenni vom Kinderspital Zürich und Valentin Rousson von der Universität Lausanne nun zerstreuen.
Die Forschenden werteten die Entwicklungsdaten von 222 gesund geborenen Kindern aus, 119 Jungen und 103 Mädchen. Sie wurden in den ersten beiden Lebensjahren siebenmal untersucht und absolvierten im Schulalter alle zwei bis drei Jahre Bewegungs- und Intelligenztests.
Sitzen mit 6,5 und gehen mit 12 Monaten
Die Resultate zeigen bei den wichtigen motorischen Meilensteinen eine grosse Streuung: Die Kinder sassen im Alter von knapp vier bis 13 Monaten erstmals aufrecht, im Durchschnitt mit 6,5 Monaten. Zu gehen begannen sie im Alter zwischen 8,5 und 20 Monaten, der Mittelwert liegt bei zwölf Monaten.
Ob früh oder spät: Wann die Kinder diese Entwicklungssprünge machten, hatte nichts mit ihren späteren Leistungen in Bewegungs- und Intelligenztests zu tun, wie die Forschenden nun online im Fachblatt «Acta Paediatrica» berichten. Diese Tests fanden im Alter von 7 und 18 Jahren statt.
Das Fazit: Kinder, die später als andere zu gehen beginnen, sind im Schulalter genau so geschickt und intelligent wie die Kinder, die schon früh auf ihren Beinen waren.
Mehr Gelassenheit
«Ich rate deshalb Eltern zu mehr Gelassenheit, wenn ihr Kind erst mit 16 oder 18 Monaten zu gehen beginnt», sagte Jenni in der Mitteilung. Erst wenn ein Kind nach 20 Monaten noch nicht selbständig gehe, seien weitergehende medizinische Abklärungen angebracht.
Die 119 Jungen und 103 Mädchen nahmen an der Zürcher Longitudinalstudie teil. Diese untersuchte die langfristige Entwicklung von über 700 zwischen 1978 und 1993 geborenen gesunden Kindern bis in die Adoleszenz.