Zeitung: Weite Teile der deutschen Regierung durch NSA ausgespäht

Der US-Geheimdienst NSA hat nach Informationen von Wikileaks nicht nur die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, sondern auch weite Teile der Bundesregierung ausgespäht. Dies geht aus Dokumenten hervor, die die Enthüllungsplattform am Mittwoch veröffentlichte.

Kein Ende in Sicht: Immer mehr Details zur NSA-Spionage werden bekannt - demnach wurde nicht nur Kanzlerin Merkel abgehört (Bild: sda)

Der US-Geheimdienst NSA hat nach Informationen von Wikileaks nicht nur die deutsche Kanzlerin Angela Merkel, sondern auch weite Teile der Bundesregierung ausgespäht. Dies geht aus Dokumenten hervor, die die Enthüllungsplattform am Mittwoch veröffentlichte.

Die Dokumente wurden vorab der «Süddeutsche Zeitung» und den deutschen Sendern NDR und WDR zu Verfügung gestellt. Offenbar sei an einigen Abhöraktionen auch ein britischer Geheimdienst beteiligt gewesen. Aus den Unterlagen geht dem Vorabbericht der Zeitung zufolge hervor, dass sowohl der Berliner Telefonanschluss des Wirtschaftsministers als auch seine Fax-Nummer auf der NSA-Überwachungsliste stehen.

Der Liste zufolge gehörten zu den Spionagezielen der National Security Agency (NSA) offenbar bereits seit den 90er Jahren nicht nur das Wirtschafts-, sondern auch das Finanz- sowie das Landwirtschaftsministerium. Demnach interessierte sich die NSA vor allem für die deutsche Währungs- und Handelspolitik.

Das ergebe sich aus der Analyse einer 69 Nummern umfassenden Liste mit Suchbegiffen. Bei den Wikileaks vorliegenden Selektoren handle es sich offenbar sowohl um in der Vergangenheit überwachte Anschlüsse als auch um aktuelle Anschlüsse.

Ein Sprecher der Bundesregierung erklärte der Zeitung, ohne nähere Kenntnis des zugrundeliegenden Sachverhalts sei der Bundesregierung eine Bewertung derzeit nicht möglich.

In der vergangenen Woche hatte Wikileaks Unterlagen bereits über NSA-Lauschangriffe auf drei französische Staatspräsidenten veröffentlicht. Diese Dokumente stammten, wie auch die Deutschland betreffenden Unterlagen, offenkundig nicht von dem früheren US-Geheimdienstmitarbeiter Edward Snowden, sondern von einer anderen, bislang nicht identifizierten NSA-Quelle, heisst es in dem «SZ»-Bericht.

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