Zeugin zum Utøya-Massaker: „Plötzlich fielen Menschen vor mir um“

Erstmals hat eine Überlebende des Massakers auf der norwegischen Insel Utøya vor Gericht über die Bluttat des rechtsradikalen Attentäters Anders Behring Breivik ausgesagt. Am Vormittag des 15. Verhandlungstages verlas die Anklage erneut Obduktionsberichte über die Opfer von Utøya.

Attentäter Anders Breivik vor Gericht (Bild: sda)

Erstmals hat eine Überlebende des Massakers auf der norwegischen Insel Utøya vor Gericht über die Bluttat des rechtsradikalen Attentäters Anders Behring Breivik ausgesagt. Am Vormittag des 15. Verhandlungstages verlas die Anklage erneut Obduktionsberichte über die Opfer von Utøya.

Die 24-jährige Tonje Brenna von der sozialdemokratischen Jugendorganisation AUF sagte am Mittwoch in Oslo aus, dass sie plötzlich sah, wie direkt vor ihr zwei junge Teilnehmer des Sommerlagers von Schüssen getroffen wurden und umfielen. Danach habe es eine chaotische und panische Fluchtbewegung quer über die kleine Fjordinsel gegeben.

Breivik tötete am 22. Juli vergangenen Jahres in etwa anderthalb Stunden 69 fast durchwegs jugendliche Opfer, ehe er sich der Polizei ergab. Vorher waren in Oslo acht Menschen durch eine von ihm gelegte Bombe gestorben.

Brenna überlebte versteckt in einer Felsspalte und beschützte dabei andere, zum Teil schwer verletzte Jugendliche. „Ich bin sicher, dass ich gehört habe, wie er nach Treffern in Jubel ausgebrochen ist“, sagte Brenna. Breivik, der bei den Aussagen von Überlebenden in einer hinteren Reihe des Gerichtssaales Platz nehmen musste, schüttelte bei der Aussage über seine Jubelrufe den Kopf.

Zuhörer ausgeschlossen

Auf Antrag von Breiviks Verteidigern schloss das Gericht unmittelbar vor Beginn der Zeugenaussagen zu Utøya einen Teil der Überlebenden als Zuhörer aus. Die Gerichtsvorsitzende Wenche Elizabeth Arntzen begründete dies damit, dass die Benannten mit ihren Aussagen Einfluss auf die Entscheidung über die Zurechnungsfähigkeit des Attentäters haben könnten.

Ob Breivik vom Gericht als schuldfähig oder nicht eingestuft wird, gilt als entscheidende offene Frage bei dem bis Ende Juni angesetzten Prozess. Der rechtsradikale Täter begründet sein Verbrechen als „notwendig“ beim Kampf gegen islamische Zuwanderer und die Befürworter einer multikulturellen Gesellschaft.

Das Urteil soll Ende Juli, kurz vor dem ersten Jahrestag der beiden Anschläge verkündet werden.

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