ZFF: «Still Life»

Einsame Menschen erhalten einsame Begräbnisse. In «Still Life» kämpft ein Einsamer dagegen, dass das so ist. Stiller Humor von den britischen Inseln. John May ist ein einsamer Mensch. Sein Job ist es, nach dem Tod von einsamen Menschen deren Begräbnis amtlich zu organisieren. Dazu gehört es, amtlicherseits sicherzustellen, dass es keine Verwandten gibt. Dass John […]

Ein Angehöriger für alle: Der Mann vom Bestattungsamt

Einsame Menschen erhalten einsame Begräbnisse. In «Still Life» kämpft ein Einsamer dagegen, dass das so ist. Stiller Humor von den britischen Inseln.

John May ist ein einsamer Mensch. Sein Job ist es, nach dem Tod von einsamen Menschen deren Begräbnis amtlich zu organisieren. Dazu gehört es, amtlicherseits sicherzustellen, dass es keine Verwandten gibt. Dass John May auch Grabreden für die Zeremonien schreibt und Särge auswählt und Musiken bestimmt, macht ihn zu einem skurillen Mann mit Pflichtgefühl. Auch für sich selbst hat John May bereits ein Grab gekauft: An aussichtsreicher Lage. Mit bestem Panoramablick auf die Stadt.

Doch dann erhält John May die Kündigung. Das Amt soll zusammengelegt werden mit anderen Ämtern. Seine Arbeit soll rationalisiert werden. Nur noch für seinen letzten Fall will man John May im Amt noch sehen. Danach ist er freigestellt.

Uberto Pasolini führt uns in eine eigene Welt

Es ist ein komplett entschleunigtes Universum, das uns der britische Regisseur entwirft: Die Welt ist auf eine absurde Art in letzte Gewohnheiten geschrumpft.

«Still Life» ist ein Film, der in jene Klasse von Filmen gehört, die sich uns ins Herz einprägen, wie es sonst nur das milde Lächeln einer Grossmutter oder die stolzen Blicke eines Vaters tun können: Man muss diesem John May einfach zuschauen, mit welcher Würde er die letzte Ruhe seiner Kunden vorbereitet. Dass John May bei jedem Fall auch ein wenig an seinem eigenen arbeitet, macht die Geschichte doppelt packend.

Eigentlich sind wir es nämlich, die die letzte Würde für diese Toten vertreten. Indem der Film uns ihnen zuschauen lässt, weckt er mit einem Mal unser Mitgefühl für das Leben wie das Ableben jener  bescheidenen Menschen am Rande der Gesellschaft. Liebevoll werden uns Details eines Lebens geschildert, wie es ein Robert Walser nicht akribischer hätte beschreiben können. Es ist eine leise Reise, die wir mit dem sachverliebten May unternehmen, ganz ans Ende, ganz nach unten. Dorthin, wo, von unten beehen, alles einen tieferen Sinn erhält: Die Würde ist nur solange unantastbar, wie wir eine haben.   

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