ZFF:«Jag etter Vind»

Rune Denstad Langlo hat mit «Nord», einer heiter kargen Trinkerballade, Aufsehen erregt. In «Jag etter Vind» ist die Heiterkeit der Nachdenklichkeit gewichen: Wie Liebe sterben kann. Und nach dem Sterben neu lebt. Eine wunderbar poetische Geschichte aus dem Norden. Am Anfang spielt der Wind im Rad. Derweil hört man ein Sägegeräusch und das Klingeln von […]

Enkelin trifft Grossvater - das alte Lied

Rune Denstad Langlo hat mit «Nord», einer heiter kargen Trinkerballade, Aufsehen erregt. In «Jag etter Vind» ist die Heiterkeit der Nachdenklichkeit gewichen: Wie Liebe sterben kann. Und nach dem Sterben neu lebt. Eine wunderbar poetische Geschichte aus dem Norden.

Am Anfang spielt der Wind im Rad. Derweil hört man ein Sägegeräusch und das Klingeln von Seilen an Masten. Wir sind deutlich weit oben im Norden. Dann hört das Sägegeräusch auf: Mit einem hölzernen Krachen.

Die junge Frau, die nun eine Show unten im Süden, der für uns immer noch Norden ist einrichtet, sagt nur drei Worte: «Zu wenig Licht!». Dann erreicht sie ein Telefonat. Sie lässt ihren Verlobten stehen und fährt nach Hause. Ab dann ist Ihre Geschichte wieder mit dem hohen Norden verknüpft.

Rune Denstad Langlo hat mit «Nord», einer heiter kargen Trinkerballade Aufsehen erregt. Jetzt kommt er mit einer ähnlich kargen Geschichte an das Filmfestival Zürich. Doch die Heiterkeit ist der Nachdenklichkeit gewichen: Wie Liebe sterben kann. Und nach dem Sterben wiederaufersteht. Es ist ihm eine wunderbar poetische Geschichte gelungen.

Ich bin nur hinter dem Wind her

Enkelin trifft Grossvater. Das alte Lied. Das erweist sich aber erst einmal als ein psychologisches Minenfeld: Der Grossvater explodiert leicht. Die Missverständnisse sind gross. Erst nach und nach kommt die Enkelin der Geschichte auf die Spur, die ihr Grossvater mit ihrer Grossmutter teilt.

Doch auch die Geschichte der jungen Frau drängt zu einen Wendepunkt. Die knorrige Ehrlichkeit des Alten trifft plötzlich auf das windige Wesen der Enkelin. Als er ihr die Bibel zitiert, fühlt sie sich angesprochen und zurückgestossen zugleich: «Alles ist ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind». «Ja das ist es: Ich bin nur hinter dem Wind her!»

Nordische Kargheit im Wort, und, in der Tat, auch im Bild

Wenn auch viele Bilder in «Jag etter Vind» diesen Wind einfangen, so stehen in diesem Wind doch allesamt knorrige Charaktere: Selbst die Tochter des Jugendfreundes Mathias ist ein seltsam eigensinniges Mädchen: Ihre Lieblingsspiele sind Katastrophen, mit ihr als Alleinüberlebende Hauptperson: Mal spielt sie Tsunami, mal Erdbeben, mal einfach nur Tornado. Das Kind überlebt alles.

Es ist nicht mehr der leicht leicht sinnige Ton, den Rune Denstad Langlo  in «North» anschlägt. «Jag etter Vind» entwickelt sich zwar in einem ähnlich gelassenen Tempo: Statt tiefgefrorenem Winter, ist es der lichte Sommer, der die Bilder prägt.

Wem das Herz nicht aufgeht, wenn der mürrische Sven-Bertil Taube als Grossvater seiner Enkelin die Bibel erklärt, der kann sich ja auch nur an den schönen Wind-Bildern freuen. « … siehe, alles ist Nichtigkeit und ein Haschen nach Wind».

 

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