Die kantonale Unterkunft für bis zu 170 Asylbewerber in Zofingen AG wird in der Bevölkerung trotz allgemeiner Bedenken weitgehend akzeptiert. Das hat eine öffentliche Informationsveranstaltung der Kantons- und Stadtbehörden am Dienstagabend aufgezeigt.
Begeisterung über die Unterkunft im ehemaligen Pflegezentrum des Spitals Zofingens besteht in der Bevölkerung zwar nicht, man möchte jedoch ein positives Beispiel für den Kanton und für andere Gemeinden sein. «Ängste müssen ernst genommen werden», sagte eine Votantin: «Als Zofingerin bin etwas stolz, dass wir Ja sagen können.»
Die zuständige Regierungsrätin Susanne Hochuli (Grüne) und Stadtammann Hans-Ruedi Hottiger (parteilos) informierten die rund 300 im Stadtsaal anwesenden Personen. Die Veranstaltung endete – trotz vieler kritischer Fragen und Einwände – mit einem verhaltenden Applaus für die politisch Verantwortlichen.
Die ersten Familien mit Kindern werden ab dem 10. Dezember in das ehemalige Pflegezentrum einziehen. Es werden vor allem Personen aus Syrien und Eritrea sein. Das Pflegezentrum, das sich direkt neben dem Spital Zofingen am Stadtrand befindet, steht seit geraumer Zeit leer.
Unterkunft für höchstens zwei Jahre
Die grösste Asylunterkunft des Kantons soll mindestens ein Jahr betrieben werden. So lange dauert der Mietvertrag, den der Kantonale Sozialdienst (KSD) mit dem Spital Zofingen abschloss. Es besteht die Option, den Vertrag um ein Jahr zu verlängern.
Stadtammann Hottiger stellte klar, die Stadt werde Druck machen, dass die Unterkunft nicht länger als zwei Jahre betrieben werde. Die Stadt sei Mitte Oktober über den unterzeichneten Mietvertrag und die Pläne des Kantons informiert worden. Er wies wiederholt auf die «sachlich und gute Atmosphäre» bei den Gespräche mit dem Kanton hin.
Die Stadt habe zwar nichts zur Unterkunft zu sagen. Man habe jedoch von Beginn an Anliegen und Wünsche vorgebracht. So sei dem Kanton klar gemacht worden, dass man mehrheitlich Familien in der Unterkunft wolle.
Der Stadtrat sei von den Plänen des Kantons «nicht begeistert», die Unterbringung von Asylbewerbern sei jedoch eine Verbundaufgabe von Kanton und Gemeinden, hielt Hottiger fest.
Eigene Klasse für schulpflichtige Kinder
Die rund 30 bis 50 schulpflichtigen Kinder der asylsuchenden Familien sollen nicht die örtliche Volksschule besuchen, sondern eigenständig unterrichtet werden. Es werde eine Klasse wie in einer frühen Dorfschule sein, sagte der zuständige Stadtrat Dominik Gresch (Grünliberale).
Die Einzelheiten würden mit dem kantonalen Departement Bildung, Kultur und Sport (BKS) derzeit noch ausgehandelt. Der Kanton habe sich bereit erklärt, die die Kosten für die Lehrkräfte zu bezahlen.
In Zofingen wird auch eine Begleitgruppe mit Vertretern der Behörden, Nachbarn, Schulen und dem Spital ins Leben gerufen, um Probleme und Anliegen beim Betrieb des Asylzentrums diskutieren zu können. Zudem wird der Kanton eine Hotline einrichten.
Es gibt auch ein Betreuungs- und Sicherheitskonzept. Die Asylbewerber werden selbst kochen. Die Räume werden mit IKEA-Möbeln eingerichtet, die der Kanton nach eigenen Angaben zu «sehr guten Konditionen» kaufen kann.