Zoltan Gera: Vom Abgrund zum EM-Torschützen

Zoltan Gera ist mit 37 Jahren einer der ältesten, aber auch einer der ungewöhnlichsten Spieler der EM in Frankreich. Dass der Ungar bis hierhin eine gute Karriere erlebt, ist fast ein Wunder.

Zoltan Gera jubelt über seinen Treffer zum 1:0 beim spektakulären EM-Gruppenspiel zwischen Ungarn und Portugal (Bild: sda)

Zoltan Gera ist mit 37 Jahren einer der ältesten, aber auch einer der ungewöhnlichsten Spieler der EM in Frankreich. Dass der Ungar bis hierhin eine gute Karriere erlebt, ist fast ein Wunder.

Für Zoltan Gera ist die Welt wieder vollständig in Ordnung. Zehn Jahre hatte er in England gespielt. Nach seiner Rückkehr nach Ungarn wurde er mit seinem Verein Ferencvaros Budapest wie auf Kommando wieder Meister – wie er es schon 2001 und 2004 gewesen war. Und mit der Nationalmannschaft ist er so weit, wie er gerade sein kann, in den Achtelfinals (Gegner Belgien). Beim 3:3 gegen Portugal, dem spektakulärsten Spiel der Gruppenphase, glückte ihm nach rund einer Viertelstunde per Weitschuss das 1:0.

Aber Gera ist in doppelter Hinsicht ein Überlebender. Die zahllosen Verletzungen an Oberschenkeln, Knien und Fussgelenken hätten für viele Kollegen das Ende der Karriere bedeutet. Auf wundersame Weise konnte sich Gera immer wieder aufrappeln und für seine Vereine eine Stütze sein. Zumindest bis zur nächsten Verletzung. «Vor einiger Zeit wusste ich wirklich nicht, ob ich jemals wieder für Ungarn oder für den Klub würde spielen können. Meine Verletzungen waren wirklich schlimm», sagte Gera der Nachrichtenagentur AFP.

Immerhin hielt er sich ab 2004 zehn Jahre lang im harten englischen Fussball bei West Bromwich Albion und Fulham, bis «West Brom» 2014 den Vertrag mit dem damals 35-Jährigen nicht mehr verlängerte.

Vor der Fussballkarriere hatte Gera noch viel schwerere Zeiten erlebt. «Als ich noch ein Bub war, stand ich direkt am Abgrund», berichtet er. «Ich war nur auf der Strasse und machte nichts. Ich hatte mich beinahe umgebracht. Es gab für mich nur Diebstahl, Drogen und Alkohol.» Sein Vater zeigte ihm schliesslich einen besseren Weg, jenen zum Fussball. «Mit 16 Jahren habe ich mich geändert. Oder vielmehr müsste man sagen, dass Gott mich geändert hat.»

Und jetzt ist Zoltan Gera hier in Frankreich und hört die Laudatio seines Nationaltrainers Bernd Storck. Der Deutsche sagte über Geras Leistung nach dem 3:3 gegen Portugal: «Zoltan ist 37 Jahre alt, aber er hat eine Weltklasseleistung abgeliefert.»

Nächster Artikel