Die mutmassliche deutsche Neonazi-Terroristin Beate Zschäpe will nie ein Mitglied des NSU gewesen sein. Die Hauptangeklagte im NSU-Prozess bestritt ihre Beteiligung an den zehn Morden und zwei Bombenanschlägen, die dem NSU zugeschrieben werden.
Zschäpe will jeweils erst im Nachhinein von den Taten erfahren haben. Das geht aus Zschäpes Aussage hervor, die ihr Anwalt Mathias Grasel am Mittwoch im NSU-Prozess verlas. Vorher hätten sie ihre Freunde Uwe Böhnhardt und Uwe Mundlos nicht über die Taten informiert. Als sie davon erfahren habe, sei sie sprachlos und fassungslos gewesen.
Sie habe sich weder damals noch später je als Mitglied des «Nationalsozialistischen Untergrunds» NSU gesehen, liess Zschäpe vor dem Oberlandesgericht München von ihrem Verteidiger erklären. Der Name NSU sei alleine eine Erfindung von Uwe Mundlos gewesen, allenfalls könne noch Uwe Böhnhardt der Gruppe zugeordnet werden.
Unfähig, sich zu stellen
In dem Text stellte sich Zschäpe als unfähig dar, sich von Böhnhardt und Mundlos zu trennen und den Behörden zu stellen: «Die Kraft mich zu trennen (…) und mich der Justiz zu stellen hatte ich jedoch nicht.»
Aus ihrer Sicht habe es sich etwa bei einem Bombenanschlag in Köln um eine «brutale und willkürliche Aktion gehandelt». Vom Bau der Bombe habe sie nichts mitbekommen. Sie habe damals resigniert und keine Chance mehr gesehen, ins bürgerliche Leben zurückzukehren: «Die beiden brauchten mich nicht. Ich brauchte Sie.»
Zschäpe gestand allerdings, die letzte Fluchtwohnung der Terrorgruppe NSU in Zwickau in Brand gesteckt zu haben. Im Radio habe sie im November 2011 davon erfahren, dass ein Wohnmobil mit zwei Leichen entdeckt worden war.
Sie sei sich sofort sicher gewesen, dass es sich um Böhnhardt und Mundlos gehandelt habe. Vor der Brandstiftung sei sie durchs Haus gegangen, um sicherzustellen, dass sich niemand mehr darin befinde.
Polizisten wegen Pistolen getötet
Zschäpe muss sich vor dem Oberlandesgericht München als Mittäterin an sämtlichen Verbrechen verantworten, die dem NSU angelastet werden. Darunter sind neun rassistisch motivierte Morde an Geschäftsleuten mit ausländischem Hintergrund und der Mord an einer Polizistin.
Mundlos und Böhnhardt hätten damals die Polizistin getötet, um deren Pistole stehlen zu können, hiess es in Zschäpes Aussage. Das Motiv für den Polizistinnenmord von Heilbronn galt bislang als unklar.
Neben den Morden werden dem NSU zwei Bombenanschläge in Köln mit zusammen mehr als 20 Verletzten vorgeworfen. Experten erwarten ein Urteil im NSU-Prozess im Frühjahr 2016.