Nach etwas mehr als einem halben Jahr ist es schon wieder vorbei mit dem Projekt «bring und nimm» im Gundeli. Die Initianten fühlen sich überfordert durch den grossen Andrang und gönnen sich eine Verschnaufpause.
Wo vor einigen Wochen noch mit Blumentöpfen und Bügelbrettern gehandelt wurde, ist seit dem 14. Juni wieder eine graue Hofeinfahrt. Der erst im Dezember eröffnete Tauschkasten «bring und nimm» in der Zufahrt zur Güterstrasse 244 hat nach knapp sieben Monaten wieder dichtgemacht. Vor Ort hängt ein Zettel, der von einer «Schliessung auf unbekannte Zeit» kündet.
«Den Tauschkasten wird es so und an dieser Stelle auf jeden Fall nicht mehr geben», bestätigt Tabea Michaelis vom Baubüro In Situ. Trotz der vielen engagierten freiwilligen Helfer war der organisatorische Aufwand für In Situ zu gross geworden. Die Lage in der Hofein- und Durchfahrt erwies sich ebenfalls als ungünstig. «Uns ist die Sache über den Kopf gewachsen», sagt Michaelis.
Dinge, die nicht mehr gebraucht werden, weiterzuverschenken statt sie wegzuwerfen – diese Idee kam gut an. Die Nimm- und Bringstelle hatte schnell viele Fans. Wer im Haushalt etwas übrig hatte, brachte es zum Tauschkasten und nahm dafür oft selber wieder ein Fundstück mit. Ganze Schränke und Sofas wurden abgeladen und erstaunlich schnell wieder abgeholt. Wer wollte, versorgte sich auf dem Heimweg noch schnell mit Lesestoff. Wenn doch Kaputtes abgeladen wurde, konnte man das im Gespräch mit den Tauschhändlern meist klären.
Vom Erfolg überwältigt
Ein Zuspruch, den man so nicht erwartet hatte. «bring und nimm» wurde über Basels Grenzen hinaus bekannt. Neben dem grossen Kommunikationsbedarf wurde es zunehmend schwierig, allen Interessen gerecht zu werden. So sollte beispielsweise die Hofeinfahrt zugänglich bleiben, sehr grosse Gegenstände waren eigentlich nicht erwünscht.
«Jammerschade um die gute Idee, aber die Sache ist leider aus dem Ruder gelaufen», findet eine Anwohnerin. Es sei einfach zu laut gewesen nachts und zu vollgestellt in der Hofeinfahrt. Auch die Helfer waren mit der Situation zusehends überfordert. Der Wunsch nach mehr Regeln wurde geäussert und diskutiert. «Wir haben uns nur noch damit beschäftigt, die Strukturen zu bedienen, die da entstanden sind», sagt Michaelis. Eine Zäsur war nötig.
Helfer gesucht
Michaelis zieht dennoch eine positive Bilanz: «bring und nimm» sei ein Opfer des eigenen Erfolgs geworden. In knapp sieben Monaten habe sie bereits viel zur Stadtteilentwicklung beigetragen können. Unter den Helfern seien wichtige Netzwerke entstanden – auch über kulturelle Grenzen hinweg. Man treffe sich weiterhin und helfe sich gegenseitig in Belangen des täglichen Lebens, sagt Michaelis. Ein Teil der ehemaligen Helferinnen führt inzwischen auf der samstäglichen Tellplatzmärt einen Nimm-und-Bring-Tisch.
In Situ will die Idee des Tauschkastens weiterführen und wird darin weiterhin von der Christoph Merian Stiftung unterstützt. Es geht vom «Maxi-Kasten» zu mehreren «Mini-Kästen». Bis Anfang August soll das neue Konzept konkretere Formen annehmen. Dazu sucht Tabea Michaelis ein neues Helferteam: zuverlässige und engagierte Leute aus dem Quartier.