Der Zoll am Flughafen Zürich hat im vergangenen Jahr seine Taktik geändert: Die Mitarbeitenden kontrollieren weniger Frachtsendungen, untersuchen aber gezielter jene, bei denen sie Verstösse erwarteten. So konnten mehr Strafverfahren eröffnet werden.
Insgesamt nahmen die Mitarbeitenden der Flughafen-Zollstelle im vergangenen Jahr 8826 Frachtsendungen unter die Lupe. Das sind 13 Prozent weniger als im Vorjahr. „Wir machen zwar weniger, aber gezieltere Kontrollen“, sagte Daniel Tschudin, stellvertretender Zollinspektor, vor den Medien.
2958 Strafverfahren wurden eröffnet, das sind im Schnitt 8 pro Tag und 25 Prozent mehr als 2011. Angesichts der Zahlen sei man mit der neuen Methode auf dem richtigen Weg, sagte Tschudin. Wie viele Kontrollen bei Passagieren durchgeführt wurden, erhebt die Zollstelle nicht. Diese Zahl ist weitaus grösser.
Boa Constrictor in Scheiben
Die registrierten Schmuggelversuche betrafen vor allem gefälschte Markenkleider, „Bushmeat“, Drogen und illegale Medikamente. Eine Frau aus Kamerun beispielsweise wollte 30 Kilogramm „Bushmeat“ in die Schweiz bringen.
1,9 Kilogramm davon sorgten bei den Zoll-Mitarbeitenden für besonderes Staunen: In einen Plastiksack verpackt fanden sie eine in Scheiben geschnittene Boa Constrictor, eine geschützte Würgeschlange, die offensichtlich zum Verzehr gedacht war.
Diese Tiere sind vom Aussterben bedroht, auf afrikanischen Märkten ist ihr Fleisch aber frei erhältlich. Die Frau musste ein Bussendepot von 2000 Franken bezahlen und wurde dem Bundesamt für Veterinärwesen (BVET) gemeldet.
Das Fleisch konnte sie nicht mitnehmen. Es wurde vernichtet, weil es gefährliche Krankheitserreger enthalten kann. Insgesamt beschlagnahmte der Zoll am Flughafen im vergangenen Jahr 98 Kilo „Bushmeat“ – mehr als doppelt soviel wie 2011 (39 Kilo).
20 Tabletten Potenzmittel gelten als „Eigengebrauch“
Am Zoll blieb im vergangenen Jahr auch ein Schweizer hängen, der von Bangkok (Thailand) in die Schweiz reiste. Er hatte eine grosse Kartonschachtel voller Potenzmittel im Gepäck und behauptete, er benötige die Tabletten alle für sich selber.
Da als Eigengebrauch aber nur etwa 20 Tabletten toleriert werden, landeten seine Muntermacher beim Zollinspektorat. Insgesamt wurden im vergangenen Jahr 335 Fälle von illegalen Medikamentenimporten aufgedeckt, 32 Fälle mehr als 2011.
Auch viele Drogenschmuggler wurden aus dem Verkehr gezogen. Bei 75 Aufgriffen wurden 80 Kilogramm Kokain, 27 Kilogramm Heroin, 15’600 Thai-Pillen und 70 Kilogramm Khat sichergestellt. In 37 Fällen versuchten die Schmuggler, die Drogen als so genannte „Bodypacker“ in die Schweiz zu bringen: Sie hatten die Drogen in Kondome verpackt und verschluckt.