Der Zürcher Justizdirektor Martin Graf (Grüne) erwartet einen Bericht der Jugendanwaltschaft, wie sein Sprecher Benjamin Tommer am Freitag auf Anfrage sagte. Graf wolle sich über die Vorgänge rund um den Fall «Carlos» ins Bild setzen lassen.
Anlass ist ein hoch umstrittener Fall eines jugendlichen Straftäters, über den am vergangenen Sonntag das Fernsehen SRF berichtet hatte. Der Auftrag sei nicht detailliert erteilt worden, sagte Tommer. Der von Graf verlangte Bericht solle den Fall aufarbeiten und Fragen dazu beantworten.
In dem TV-Bericht ging es um den Zürcher Jugendanwalt Hansueli Gürber, einen erfahrenen Fachmann auf seinem Gebiet, der aber auch unkonventionelle Wege nicht scheut, um die jungen Straftäter langfristig vom Delinquieren abzubringen. Als Beispiel präsentierte der Film den Fall eines 17-Jährigen, im Film hiess er Carlos.
Nach zahllosen Straftaten, Vorstrafen und Massnahmen wird der junge Mann nun von einem Heer von Fachleuten intensiv betreut. Zudem absolviert er ein Thai-Box-Training. Das alles kommt teuer – Gürber nannte im Film die Summe von 22’000 Franken pro Monat, laut verschiedenen Medien sind es gar 29’000.
In der Öffentlichkeit erhob sich ein Sturm der Entrüstung. Dieser verstärkte sich noch, als unter anderem bekannt wurde, dass auch der Thai-Box-Trainer des Jugendlichen wegen Körperverletzung vorbestraft ist.