Die Kinderschutzgruppe und die Opferberatungsstelle des Kinderspitals Zürich (Kispi) haben im vergangenen Jahr 419 Misshandlungsfälle registriert. Das sind 31 weniger als im Jahre 2014, wie das Kispi am Montag mitteilte.
Bei drei Viertel der gemeldeten Fälle lag sicher eine Misshandlung vor. Bei 2,5 Prozent konnte eine Misshandlung ausgeschlossen werden, da es sich um Unfälle handelte. Bei den den restlichen 22,5 Prozent konnte eine Misshandlung weder sicher bestätigt noch ausgeschlossen werden.
Die Kispi-Statistik unterscheidet zwischen sexueller Ausbeutung, körperlicher und psychischer Misshandlung sowie Vernachlässigung. Am meisten beschäftigen musste sich die Kinderschutzgruppe – wie schon im Vorjahr – mit körperlich misshandelten Kindern.
Die Anzahl schwerer körperlicher Misshandlungen habe im Vergleich zu den Vorjahren wieder etwas abgenommen, heisst es in der Mitteilung. Die Anzahl sexueller Misshandlungen blieb mit einem Anteil von rund 31 Prozent im Vergleich zu 2014 in etwa gleich.
Mehr psychische Gewalt
Eine deutlich Zunahme gab es bei den psychischen Misshandlungen und den Risikofällen. Der Anteil dieser Fälle stieg im Vergleich zum Vorjahr um 7,2 Prozentpunkte auf 27,1 Prozent.
Unter die psychischen Misshandlungen fallen laut Kispi vor allem Kinder, die in Scheidungssituationen unter dem Streit der Eltern erheblich leiden und von den Eltern instrumentalisiert werden. Das neu eingeführte gemeinsame Sorgerecht wirke sich noch nicht aus.
Ebenfalls in die Kategorie von psychischen Misshandlungen gehören Kinder, die indirekte Opfer von häuslicher Gewalt wurden, das heisst, wenn Eltern in ihrer Gegenwart Gewalt gegeneinander ausübten.
In der Kategorie Risiko und Vernachlässigung werden unter anderem auch Kinder aufgeführt, bei denen Eltern eine hochspezialisierte Medizin ablehnen und damit das erhöhte Risiko einer körperlichen Schädigung ihres Kindes in Kauf nehmen.
Hinter jedem Missbrauchsfall verberge sich eine tragische Geschichte, die entweder nach einem unerwarteten plötzlichen Ereignis oder nach langer Zeit endlich an Mitarbeitende des Kinderspitals herangetragen werde, heisst es in der Mitteilung. Rund zwei Drittel der Fälle würden von Personen oder Organisationen ausserhalb des Kinderspitals gemeldet.