Zürcher Verkäuferin bestreitet Winfreys Vorwurf

Nach der angeblichen Diskriminierung von US-Talkmasterin Oprah Winfrey in einer Zürcher Nobelboutique meldet sich nun die angeschuldigte Verkäuferin zu Wort. Diese ist sich keiner Schuld bewusst und kann sich Winfreys Rassismus-Vorwurf nicht erklären.

Oprah Winfrey (Archiv) (Bild: sda)

Nach der angeblichen Diskriminierung von US-Talkmasterin Oprah Winfrey in einer Zürcher Nobelboutique meldet sich nun die angeschuldigte Verkäuferin zu Wort. Diese ist sich keiner Schuld bewusst und kann sich Winfreys Rassismus-Vorwurf nicht erklären.

Oprah Winfrey sei an diesem Tag mit einem Begleiter in die Boutique gekommen und habe sich nach der Damenabteilung erkundigt. «Oben fragte ich sie, ob ich ihr etwas Spezielles zeigen könne», sagt sie in einem Interview mit dem «SonntagsBlick». Das Interview ist anonymisiert, weil die Frau «Angst hat vor den Reaktionen der Leute», wie sie sagt.

Winfrey habe erklärt, sie sei noch nie in einem solchen Laden in der Schweiz gewesen und habe sich umgeschaut. «Ich war mir nicht sicher, was ich ihr präsentieren sollte.» Sie habe ihr schliesslich «eine dieser Jennifer-Aniston-Taschen, die sehr populär sind», gezeigt und erklärt, dass es diese Taschen in verschiedenen Farben und Materialien gebe.

Ein Blick mit Folgen

«Winfrey blickte auf ein Gestell hinter mir. Weit oben. Darauf ausgestellt war die 35’000-Franken-Krokotasche. Ich sagte ihr, dass es dieselbe Tasche sei, wie die, die ich in der Hand hielt. Nur dass sie viel teurer sei. Ich könne ihr gerne noch andere Taschen zeigen.»

Sie habe Winfrey auch gefragt, ob sie die Tasche im Gestell genauer anschauen wolle. «Frau Winfrey hat sich nochmals im Geschäft umgeblickt, aber nichts mehr gesagt.» Kurz darauf habe Winfrey den Laden, in dem sie sich nicht mal fünf Minuten aufgehalten habe, mit ihrer Begleitung verlassen.

Ratlosigkeit

Den Vorwurf, sie habe der Talkmasterin gesagt, diese könne sich die gewünschte Tasche nicht leisten, weist die Verkäuferin vehement zurück. Auch den Rassismus-Vorwurf weist sie zurück: «Ich bin Italienerin. Warum sollte gerade ich jemanden wegen seiner Herkunft diskriminieren», fragt sie den Interviewer zurück.

Die Verkäuferin arbeitet nach eigenen Angaben sei fünf Jahren in der Nobelboutique von Trudie Götz. Auf die Frage, was sie heute anders machen würde, antwortete sie: «Ich überlege und überlege und weiss es noch immer nicht. Denn ich weiss bis heute nicht, was ich falsch gemacht habe.»

Die erfahrene Verkäuferin geht, wie auch ihre Chefin, von einem Missverständnis aus. «Mein Englisch ist okay, aber nicht ausgezeichnet».

Unterstützung vom Bundespräsidenten

Der Vorfall hat international zu Negativschlagzeilen für die Schweiz geführt. Nach Ansicht von Bundespräsident Ueli Maurer ist die Geschichte aber «aufgebauscht worden», wie er am Wochenende dem Fernsehsender TeleZüri sagte. An einen Imageschaden für die Schweiz glaubt er nicht.

Für Menschenrechtsexperte Georg Kreis «passt die Geschichte in eine bestehendes Muster», wie er in der «SonntagsZeitung» (online nicht verfègbar) ausführte. Er glaube schon, dass das zum Teil zweifelhafte Image der Schweiz im Ausland mit ein Grund für die sehr harschen Reaktionen sei.

Die Schweiz habe sich durch verschiedene Sonderverhalten – etwa in der Steuer- und Aussenpolitik – zu einer geeigneten Adresse für Kritik gemacht. «Auch wenn man nicht vergessen sollte, dass viele Kritiker vor ihrer eigenen Tür zu wischen hätten», sagt Kreis.

An der Hochzeit von Tina Turner

Die amerikanischen Milliardärin Oprah Winfrey weilte vor drei Wochen wegen Tina Turners Hochzeitsfest in Zürich. Bei dieser Gelegenheit wollte sie sich in einer Nobelboutique offenbar besagte 35’000 Franken teure Handtasche anschauen. Die Verkäuferin soll sich gemäss Winfreys Aussagen aber geweigert haben, ihr das Modell vorzuführen.

«Sie wollen diese Tasche nicht sehen. Die ist zu teuer. Die können Sie sich nicht leisten», zitierte Winfrey die Aussagen der Verkäuferin in der Sendung «Entertainment Tonight» auf dem amerikanischen Sender CBS.

Nächster Artikel