«What Do You Do for Money?»: Das ist die Kernfrage der Manifesta 11, die vom 11. Juni bis 18. September in Zürich stattfindet. Im Mittelpunkt stehen Projekte, die 30 Künstlerinnen und Künstler aus aller Welt zusammen mit Berufsleuten entwickeln.
Die Kernfrage zielt auf das Arbeiten; auf Arbeiten, die Menschen machen, um Geld zu verdienen. Der Mensch braucht Arbeit, sie definiert seine Identität. Und: Sie sichert ihm den Lebensunterhalt.
Untersuchungsgegenstand des kuratorischen Konzeptes sind die in Zürich repräsentierten Arbeitsfelder und ihr Verhältnis zur Kunst. Die Werke für die Manifesta 11 entstehen in «kunstfernen Milieus» – an den Arbeitsstätten der involvierten Berufstätigen – und werden zum Teil auch dort ausgestellt.
Kooperation mit Sexarbeiterin
Ein solcher Ort ist die Brandwache der Zürcher Berufsfeuerwehr, wo der katalanische Künstler Carles Congost zusammen mit Feuerwehrleuten seinen Film «Simply the Best» über den Unterschied zwischen Berufung und Lohnarbeit entwickelt.
Zu den 30 mitwirkenden Künstlern gehört auch Maurizio Cattelan. Er arbeitet für sein Projekt mit einem paralympischen Athleten zusammen, während Teresa Margolles mit einer transsexuellen Sexarbeiterin kooperiert, Marguerite Humeau mit einem Ingenieur für Robotik und Shelly Nadashi mit einer Literaturlehrerin.
Hinter dem Konzept der Kunstbiennale steht der Video- und Konzeptkünstler Christian Jankowski. Erstmals in der Geschichte der Manifesta ist das kuratorische Konzept von einem einzelnen Künstler entwickelt worden und nicht wie früher von einem Kurator oder einem Team von Kuratoren.
Wassertribüne für 300 Gäste
Jedes der 30 künstlerischen Projekte hat drei Präsentationsformen: Eine am speziellen Ort, wo sie entstehen, eine in einer klassischen Kunstinstitution und eine in Form eines Films, der den Entstehungsprozess der neuen Kunstproduktion begleitet.
Gezeigt werden die Filme, die in Zusammenarbeit mit Studierenden der Zürcher Hochschule der Künste (ZHdK) entstehen, auf dem neu geschaffenen 600 Quadratmeter grossen und 170 Tonnen schweren Pavillon of Reflection. Die schwimmende Plattform wird vorwiegend aus Holz gebaut und ankert ab dem 9. Juni auf dem Zürichsee in der Nähe des Bellevues. Darauf befinden sich ein riesiger LED-Screen, eine Tribüne für 300 Gäste, ein Bad und eine Bar.
Wie immer bei der Manifesta gibts auch in Zürich eine vielfältige Reihe von parallelen Events. Sie umfassen Projekte aus der bildenden Kunst, aber auch aus den Bereichen Performance, Video, Fotografie, Tanz, Theater, Musik und Design. Aus den 340 Eingaben hat die Jury 38 Projekte ausgewählt, von denen 17 finanziell unterstützt und weitere 21 empfohlen werden.