Zürich oder Lugano? Vier Tage vor dem Cupfinal machen die beiden Finalisten am Mittwoch in einem Fernduell auch den Super-League-Absteiger unter sich aus.
Holen die Tessiner gleich viele Punkte wie die Zürcher, steigt der FCZ nach 26 Jahren aus der obersten Liga ab.
Die Ausgangslage ist klar, die Vorteile vor der letzten von 36 Runden liegen auf Seiten des Aufsteigers aus dem Tessin. Während Lugano mit einem Heimsieg gegen das ambitionslose St. Gallen aus eigener Kraft den Klassenerhalt schaffen kann, sind die Zürcher, die zuhause auf Vaduz treffen, auf Schützenhilfe der Ostschweizer angewiesen.
«Ich bin überzeugt, dass St. Gallen alles geben wird», sagte FCZ-Trainer Uli Forte am Dienstag beim Medientermin im FCZ-Museum. Bereits vor zwei Wochen habe er sich mit FCSG-Präsident Dölf Früh unterhalten und ihn auf das nun eingetroffene Szenario angesprochen. An einen ähnlich schwachen Auftritt der Ostschweizer wie am Sonntag beim 1:4 gegen Luzern glaubt er deswegen nicht. «Die St. Galler sind Sportsleute.»
Auch jetzt, wo der FCZ das Schicksal nicht mehr in den eigenen Händen hält und am Rande des Abgrunds steht, strahlt Forte Zuversicht aus. «Die Hoffnung stirbt zuletzt», hatte er bereits seit seinem Amtsantritt vor zwölf Tagen gesagt. Daran hat sich nichts geändert. Viel anderes, als zu hoffen, bleibt ihm, den Verantwortlichen und Fans des zwölffachen Schweizer Meisters jedoch auch nicht übrig.
Forte beherzigte den Rat der Mutter, die ihrem Sohn empfohlen hatte, unbedingt die Kirche zu besuchen. Von seinem Versprechen vom letzten Sonntag, den St. Gallern im Fall von Schützenhilfe einen Lastwagen voll Bier zu spendieren, krebste er zwar zurück, stellte aber zumindest in Aussicht, sich persönlich hinter das Steuer zu setzen, um seinen früheren Arbeitgeber mit Bier zu beliefern, sollte sich der FCZ doch noch retten.
Trotz der Abhängigkeit von den Ereignissen im Cornaredo tut der FCZ gut daran, sich am Mittwoch auf seine eigene Aufgabe gegen das bereits gesicherte Vaduz zu konzentrieren. «Das Schlimmste wäre, wenn Lugano Punkte liegenlassen würde und wir unseren Job nicht erledigen», sagte Forte. Der FCZ muss mehr Punkte holen als Lugano, um den Fall in die Challenge League doch noch zu verhindern.
Mit Forte in die Zukunft?
Forte deutete am Tag, bevor sich das sportliche Schicksal des FCZ entscheidet, erstmals öffentlich an, dass er sich einen Verbleib bei den Zürchern auch über die Saison hinaus vorstellen könnte – unabhängig von der Ligazugehörigkeit. Es sei kein abwegiger Gedanke zu bleiben, sagte der in der Agglomeration Zürichs aufgewachsene ehemalige GC- und YB-Trainer. «Es ist nicht so, dass ich bei einem Abstieg sagen würde: auf keinen Fall.»
Sollte der FCZ absteigen, würde dies kaum Forte angelastet werden. Nach dem desolaten Auftritt in St. Gallen (0:3) bei seiner Premiere zeigte sich die Mannschaft bereits in der Partie auswärts gegen Sion (2:2) wesentlich verbessert. Und siegt der FCZ gegen Vaduz und steigt trotzdem ab, liegt die Vermutung nahe, dass der Feuerwehrmann Forte zu spät gerufen wurde. Mit diesem Szenario will sich Forte aber (noch) nicht befassen: «Ich gehe davon aus, dass der Fussballgott FCZ-Fan ist.»
«Wir müssen mit dem Druck umgehen»
In Lugano sorgte sich derweil Trainer Zdenek Zeman vor dem Heimspiel der grossen Chance gegen St. Gallen in erster Linie um die relative Unerfahrenheit seiner Mannschaft. «Wir müssen mit diesem Druck umgehen können», sagte der 69-jährige Tscheche mit reicher Erfahrung aus der Serie A an der Medienkonferenz vom Dienstag. «Im Match in Vaduz habe ich gesehen, dass dies für meine Spieler schwierig ist.»
Zeman erwähnt den Spielbeginn, als Mittelfeldspieler Jonathan Sabbatini bei einem Zusammenprall die Zunge verschluckte und abtransportiert werden musste. «Das hat unsere Spieler auf eine Weise gelähmt. Sie waren danach verklemmt und zögerlich. Am Schluss mussten wir mit dem Unentschieden sehr zufrieden sein. Es war sicher eines unserer schlechteren Spiele.»
Pechvogel Sabbatini wollte im Übereifer im Spiel gegen St. Gallen schon wieder mitmachen. Der 28-jährige Uruguayer bekam jedoch ein ärztliches Verbot. Sabbatini ist nach Marco Padalino, Niko Datkovic und dem besten Goalgetter Antonini Culina der vierte gewichtige Ausfall in der Mannschaft des FCL.