Nach einer stürmischen Nacht in Zürich steht dem FCZ heute in der Europa League in Villarreal ein spanischer Ansturm in Orkanstärke bevor. Der Schweizer Cupsieger will sich mit Haut und Haar wehren.
Die letzten Begegnungen mit führenden Klubs aus dem Land des Europameisters, die im internationalen Business in der letzten Saison in sämtlichen Wettbewerben den Tarif erklärt hatten, verliefen aus der Optik der Super-League-Botschafter ungemein schmerzhaft. Selbst der Branchenprimus Basel bezog zwei Abreibungen mit zehn Gegentreffern. St. Gallen wurde im vergangenen November von Valencia im ähnlichen Ausmass gedemütigt.
Auch für den FC Zürich endeten alle bisherigen Nächte in Spanien ernüchternd. Im fünften Anlauf hat die aktuelle Nummer 1 der Super League das Ende der Niederlagenserie im Sinn. Das nötige Selbstbewusstsein für einen Effort hat sich der FCZ in den letzten drei Monaten hart erarbeitet. Die Positionierung vor dem CL-Teilnehmer Basel färbt ab. «Das Team ist bereit, das Maximum abzurufen und sogar über die Grenze zu gehen, um in Spanien einen Punkt zu holen», ist Urs Meier überzeugt.
Er traue der Mannschaft zu, an der Aufgabe zu wachsen, so Meier. Mit einem Remis wäre der ärgerliche Fehltritt beim Auftakt gegen den Aussenseiter Limassol (2:3) zumindest zur Hälfte korrigiert. Nach nur einem Punkt in den ersten zwei Runden ist der FCZ auf mindestens einen Coup angewiesen – und womöglich auf den maximalen Ertrag in den beiden Heimspielen gegen Villarreal und Limassol. Nur im besten Fall kann er am 11. Dezember ernsthaft eine Finalissima im Borussia-Park gegen Mönchengladbach in Betracht ziehen.
Meier begegnet dem Leader der Gruppe A mit höchstem Respekt: «Sie gehören in Spanien zur erweiterten Spitze. Damit ist zu ihrem Niveau schon alles gesagt.» Beeindruckend sei die taktische Flexibilität. Das 4-4-2-Grundschema verändere sich permanent: «Sie schaffen durch ihre Positionswechsel immer wieder neue Räume.» Der Zürcher Coach rechnet mit einer Herausforderung, die sich «markant von jener im Kluballtag unterscheidet».
In Spanien sind von Zürich andere Eigenschaften gefordert als in der Super League. Meier: «Wir müssig zwar mutig sein. Aber wir sollten nicht das Gefühl haben, wir müssten in Europa mit den Topteams mitspielen. Auf diesem Niveau muss sich jeder Spieler an der Defensivarbeit beteiligen – mit Haut und Haar.»
Und doch: Ein bisschen von der attraktiven FCZ-Souplesse soll auch im womöglich heikelsten Auswärtsspiel des Jahres durchschimmern. Seinen Aufruf zur Zurückhaltung relativiert Meier gleich selber wieder: «Auch wenn wir uns keine Fehler erlauben dürfen, müssen wir uns nicht nur hinten verstecken. Wir besitzen Qualität in der Offensive.»