Ob Angestellte ihren Job stressig, langweilig oder zufriedenstellend finden, hängt stark davon ab, wie sie ihre eigene Arbeit gestalten können. Experten empfehlen den Arbeitgebern daher, die Angestellten vermehrt Einfluss nehmen und sich mehr einbringen zu lassen.
Die Studie zeigt, dass drei Viertel der rund 1400 befragten Personen mit ihrer Arbeit zufrieden sind, wie die Universität Zürich und die ETH in einer Mitteilung vom Mittwoch zum Schweizer HR-Barometer schreiben. Jeder Zehnte langweilt sich gelegentlich bei der Arbeit.
Drei von fünf Beschäftigten leiden öfters unter Stress und gut zwei von drei Befragten berichten von Schlafproblemen, die mit der beruflichen Situation im Zusammenhang stehen.
Um ihre Arbeit möglichst positiv zu erleben, versuchen die meisten Schweizer Angestellten, ihre Aufgaben im Job den eigenen Bedürfnissen und Zielen anzupassen. Das sogenannte Job Crafting, also die Gestaltung der eigenen Arbeit, fasst verschiedene Handlungsweisen zusammen.
So gaben in der Studie rund 80 Prozent der Befragten an, dass sie sich Unterstützung durch persönliche Beziehungen einholen. Zwei Drittel suchen sich neue Herausforderungen und gut 30 Prozent reduzieren emotionale, körperliche und mentale Belastungen, beispielsweise in dem sie ihr Arbeitstempo reduzieren.
Führungspersonen stärken
Die Studie ergab aber auch, dass Job Crafting nicht die betriebliche Arbeitsgestaltung ersetzt. Vielmehr greift beides ineinander. Um von einer positiven Wechselwirkung zu profitieren, empfiehlt die Studie den Arbeitgebern, den Arbeitnehmern mehr Mitsprachemöglichkeiten einzuräumen.
Auch mit klassischen betrieblichen Instrumenten der Arbeitsgestaltung können Unternehmen das Arbeitsleben positiv verändern und Job Crafting begünstigen, wie es in der Mitteilung heisst. Vor allem Rückmeldungen zur Arbeit an sich und eine hohe Aufgabenvielfalt wirken sich positiv aus.
In diesen beiden Punkten schneiden die Schweizer Unternehmen gut ab: Über 80 Prozent der Befragten nehmen ihre Arbeit als vielfältig wahr und zwei Drittel erhalten ausreichend Rückmeldungen zu ihrer Arbeit. Ausbaupotenzial sieht die Studie bei der Autonomie sowie bei der wahrgenommenen Bedeutsamkeit der Aufgabe.
Die Arbeitgeber sollten ausserdem Führungspersonen in ihren Aufgaben und Kompetenzen weiter stärken, denn Befragte in Führungspositionen berichten selbst häufiger von Stress als andere Beschäftigte.
Immer weniger verlassen sich auf Arbeitgeber
Günstig wirkt sich auch aus, wenn die wechselseitigen Erwartungen von Arbeitgeber und Beschäftigten transparent kommuniziert werden, beispielsweise in Feedbackgesprächen. Doch nur bei rund der Hälfte der Befragten finden diese regelmässig statt.
Weiter hat die Studie gezeigt, dass sich Angestellte immer weniger auf ihren Arbeitgeber verlassen, wenn sie ihre Karriere planen. Sie gestalten diese zunehmend eigenständig und wechseln daher auch häufiger das Unternehmen. Möglicherweise hängt dies damit zusammen, dass sich seit 2009 die Arbeitsplatzunsicherheit erhöht hat, wie es in der Mitteilung heisst.
Rund ein Drittel der Befragten fürchtet sich heute davor, den Arbeitsplatz zu verlieren. Die Hälfte der befragten Personen macht sich Sorgen über Restrukturierungen und dass sich ihre Arbeit negativ verändern könnte.
Der Schweizer HR-Barometer erfasst, wie Angestellte in der Schweiz ihre Arbeitssituation erleben. Die Grundlage für die aktuelle Studie bildet eine Befragung von 1401 Angestellten basierend auf dem Stichprobenregister des Bundesamts für Statistik. Die Befragung fand in der deutsch-, französisch- und italienischsprachigen Schweiz statt.