Nach dem verheerenden Zugunglück mit 79 Toten im spanischen Santiago de Compostela hat der Zugbegleiter jegliche Mitverantwortung zurückgewiesen. «Zu keiner Zeit habe ich mich schuldig gefühlt», sagte er am Freitag bei der Ankunft vor dem Regionalgericht in Galicien.
Zuvor war bekanntgeworden, dass er den Lokführer wenige Minuten vor dem Unglück angerufen hatte. Gemäss Black Box war das Gespräch aber elf Sekunden vor der Entgleisung des Zuges beendet.
«Wie ich schon gesagt habe: Als der Zug entgleiste, steckte mein Handy wieder in der Hosentasche», sagte auch der Zugbegleiter bei Ankunft vor Gericht. Nach seinen Worten geht es ihm körperlich «ganz gut», psychisch aber fühle er sich angeschlagen.
Nach Angaben des Gerichts drehte sich das Gespräch zwischen Kondukteur und Lokführer um die Frage, auf welchem Gleis der Zug in den Bahnhof Pontedeume einfahren solle.
Ermittlungsrichter Luis Alaez hatte bereits am Donnerstag deutlich gemacht, dass er den Zugbegleiter nur als Zeugen hören wolle. Aus dem Telefonat allein lasse sich keinerlei strafrechtlich relevante «Unvorsichtigkeit» ableiten, auch wenn der Zeitpunkt «unglücklich» gewesen sei.
Fahrlässige Tötung in 79 Fällen
Gegen Lokführer Francisco José Garzón Amo dagegen wurde ein Verfahren wegen fahrlässiger Tötung in 79 Fällen eingeleitet. Als der Zug vor mehr als einer Woche entgleiste, hatte er laut Fahrtenschreiber eine Geschwindigkeit von 153 Stundenkilometern und war damit fast doppelt so schnell wie erlaubt.
Die Aufzeichnungen belegen die letzten zwei Minuten, bevor der Zug in einer gefährlichen Kurve aus den Gleisen sprang – dort, wo die zugelassene Höchstgeschwindigkeit bei lediglich 80 Kilometern pro Stunde liegt.
Eine Notbremse aktivierte sich laut den Aufzeichnungen, als der Zug mit einer Geschwindigkeit von 179 Kilometern pro Stunde unterwegs war. Bei 153 Kilometern pro Stunde ist schliesslich der Lärm hörbar, als die ersten Waggons entgleisen.
Es war das schwerste Zugunglück in Spanien seit dem Zweiten Weltkrieg.