Die Rückmeldung des EV Zug fällt eindrücklich aus. Dem 2:1 in Bern folgt im Heimspiel der nächste Triumph in der Overtime: Fabian Schnyder markiert in der 63. Minute das 3:2. Nun steht die Serie 2:2.
Das 0:5-Debakel in Bern und das unvorteilhafte 2:4 im ersten Final-Heimspiel nach einem 19-jährigen Zuger Money-Timeout hatten einige Beobachter zu rasch verleitet, düstere Endspiel-Szenarien aufzubereiten. So einseitig wie zunächst befürchtet, verlief die Fortsetzung nicht. Zug lehnte sich auf, Harold Kreis trieb das Team zu einer bemerkenswerten Reaktion .
2:2 statt 0:4, der EVZ ist definitiv zurück im Geschäft und träumt von einem Umschwung, wie ihn bislang in einer finalen Best-of-7-Serie nur der ZSC und Lugano inszeniert hatten. Derweil die hoch eingeschätzten Berner den Rink nach der ersten Playoff-Niederlage ausserhalb der eigenen Arena seit dem letztjährigen Endspiel gegen Lugano frustriert verliessen, verneigten sich die Fans vor dem doppelten Torschützen Schnyder – der ehemalige Captain sprintete nach 161 Sekunden der Zusatzschlaufe zum 3:2, das in der Arena einen grenzenlosen Jubelsturm auslöste. Eine 2:0-Führung war Zug entglitten, der zweite Sieg in Folge hingegen nicht. Der Traum von der grossen Wende zum Meister-Coup geht weiter.
Suris Parole umgesetzt
Nach dem ersten Break der Innerschweizer hatte Matchwinner Reto Suri die unmissverständliche Parole ausgegeben: «Wir sind noch nirgendwo, wir müssen sofort nachziehen.» Das Vorhaben Suris setzte der EVZ tatsächlich um – und zwar ohne Rücksicht auf gegnerische Verluste. Die Wucht und Zielstrebigkeit, die Intensität, mit welcher der Aussenseiter den Titelhalter während den ersten 20 Minuten im zweiten Heimspiel bearbeitete, hinterliess Eindruck und Spuren in der SCB-Defensive.
Eine komfortable 2:0-Führung (16.) war das Ergebnis der mitreissenden Startphase. Dominic Lammer, er nach einem eher zufälligen Schlittschuhabpraller, erzwang mit seinem sechsten Playoff-Treffer den ersten Vorteil, ehe Fabian Schnyder einen cleveren Rückpass Diems zum 2:0 verwertete. Der EVZ tanzte, seine enthusiastischen Anhänger hüpften. Bern liess sich zu Beginn in einer Art zurückdrängen, die nicht zum Selbstverständnis der routinierten Mannschaft passt.
Die bereits im Spiel zuvor diagnostizierte Lethargie im Spiel der Gäste war vorübergehend erneut ein Faktor, bis ein 40-Jähriger das SCB-Zeichen des Abends setzte: Martin Plüss, der unverwüstliche Center, der Mann mit der Erfahrung von 14-WM-Turnieren und 239 Länderspielen, erzwang mit einem Dribbling das Eigentor Alatalos.
So glückhaft die Aktion war, der Altmeister des Timings verhalf dem angezählten Qualifikationssieger unmittelbar nach der ersten Pause zum Comeback. In der Folge legte die Nummer der Liga deutlich zu. Simon Mosers 2:2 (44.) bahnte sich regelrecht an, die Einheimischen taumelten zeitweise und begrenzten vor allem im Mitteldrittel nur noch den Schaden.
Berns rund 20-minütiger Energieschub genügte zwar, im 64. Spiel der Saison erstmals einen 0:2-Rückstand wettzumachen, das erste negative Auswärtsresultat seit dem 0:6 in Zug vor bald drei Monaten war gleichwohl nicht abzuwenden. Die Effizienz des Titelträgers reichte nicht und in der eigenen Zone leistete sich ausgerechnet der Abwehrpatron Blum den Aussetzer des Tages.
Der Wunsch von Zugs CEO Lengwiler
Seit dem letzten Titelgewinn Zugs vor 19 Jahren haben drei Klubs die nationale Szene nahezu nach Belieben dominiert: Davos, die ZSC Lions und der SC Bern. Einzig Lugano schaffte es einmal, das Trio zu düpieren. «Wir wollen diese Serie durchbrechen», hat Zugs CEO Patrick Lengwiler schon vor dem ersten Puckeinwurf im Final erklärt.
Sie hätten in den letzten Jahren trotz zweimaligem Out in der Startrunde nicht alles falsch gemacht, so Lengwiler: «Aber wir brachten die PS in den Playoffs nicht aufs Eis.» Tempi passati, die aufstrebende Organisation ist mittlerweile in der Lage, jeden Kontrahenten der Schweiz aus der Balance zu bringen. Ein Ende des Aufschwungs ist aufgrund der aktuellen Eindrücke nicht absehbar.
Zug – Bern 3:2 (2:0, 0:1, 0:1, 1:0) n.V.
7015 Zuschauer (ausverkauft). – SR Stricker/Wiegand, Castelli/Fluri. – Tore: 12. Lammer (Martschini, McIntyre) 1:0. 16. Schnyder (Diem) 2:0. 22. Plüss 2:1. 44. Moser 2:2. 63. Schnyder 3:2. – Strafen: je 4mal 2 Minuten. – PostFinance-Topskorer: Martschini; Arcobello.
Zug: Stephan; Helbling, Grossmann; Diaz, Morant; Schlumpf, Alatalo; Erni, Fohrler; Klingberg, Holden, Senteler; Martschini, Järvinen, Suri; Zangger, McIntyre, Lammer; Peter, Diem, Schnyder.
Bern: Genoni; Untersander, Blum; Jobin, Krueger; Noreau, Gerber; Andersson; Rüfenacht, Arcobello, Moser; Hischier, Plüss, Scherwey; Lasch, Ebbett, Bodenmann; Berger, Müller, Randegger; Reichert.
Bemerkungen: Zug ohne Immonen (gesperrt), Lüthi, Markkanen und Haller, Bern ohne Gagnon, Garnett, Kamerzin, Kreis, Thibaudeau, Rochow, Dubois, Meyer (alle überzählig). Pfostenschuss Ebbett (38.).