Der mit heftigen Vorwürfen konfrontierte Zuger Stadtrat und Finanzvorstand Ivo Romer (FDP) wird am kommenden Dienstag seinen Rücktritt bekanntgeben. Dies teilte die Stadtregierung am Freitagnachmittag mit.
Der Entscheid zum Rücktritt fiel an einer ausserordentlichen Sitzung des Zuger Stadtrates, an der die Situation „eingehend mit Ivo Romer diskutiert“ worden sei. Dabei habe der Finanzvorstand noch einmal bekräftigt, „dass die Anschuldigungen an seine Person jeglicher Grundlage entbehren.“
Die Vorverurteilungen in der Öffentlichkeit hätten sich auch auf die Gesundheit des Politikers ausgewirkt. Aus diesem Grund werde er im Anschluss an die Stadtratssitzung vom kommenden Dienstag seine Demission bekannt geben.
Der Rücktritt stelle in keiner Weise ein Schuldeingeständnis dar, heisst es in der Mitteilung. Die Stadtregierung bedauere es ausserordentlich, dass es zu dieser Situation gekommen sei und die „ausgezeichnete Zusammenarbeit“ mit Romer nicht weiter geführt werden könne.
Nur rund eine Stunde vor der Ankündigung der Stadtregierung hatte bereits die FDP von Stadt und Kanton Zug ihr Parteimitglied Romer zum Rücktritt aufgefordert. Romer sei nicht mehr in der Lage, sein Amt glaubwürdig auszuführen, hiess es in einem Communiqué.
FDP spricht von Vertrauensverlust
Die „Weltwoche“ hatte in ihrer Ausgabe vom Donnerstag publik gemacht, dass eine Strafuntersuchung gegen Romer geführt wird und es Ende Oktober an mehreren Orten zu Hausdurchsuchungen gekommen war. Nach der Veröffentlichung des Artikels entschlossen die Parteileitung der Stadtzuger FDP und Romer gemeinsam, dass der Finanzvorstand seine Parteimitgliedschaft bis zum Abschluss des Verfahrens sistiert.
ber die Vorgänge hat Romer die Parteileitung allerdings erst rund vier Wochen nach den Hausdurchsuchungen informiert, wie die FDP in ihrer Mitteilung vom Freitag schreibt. Diese Tatsache habe zu einem Vertrauensverlust geführt. Romer selbst war am Freitag für eine Stellungnahme nicht erreichbar.
Die Zuger Staatsanwaltschaft ermittelt gegen Romer wegen „Veruntreuung und ungetreuer Geschäftsbesorgung“. Gemäss Recherchen der „Weltwoche“ soll er als Finanzberater das Vertrauen einer älteren Frau missbraucht und mehrere Millionen Franken abgezweigt haben.
Seit 2007 hatte Romers Firma, die Fidustra AG, ein Vermögensverwaltungsmandat der Frau. Dieses Mandat hatte Romer während vier Jahren inne. 2011 verstarb die Frau 96-jährig. Im Frühling 2012 reichten die Erben dann Strafanzeige gegen Romer ein.
Seit 2009 im Stadtrat
Ivo Romer war 2009 nach dem Rücktritt von Bildungsdirektor Ulrich Straub in den Zuger Stadtrat nachgerückt. Seit 2010 leitet er das Finanzdepartement.
Die Stadträte von Zug bekleiden ein sogenanntes Hauptamt, das prozentuell nicht festgelegt ist, wie Stadtpräsident Dolfi Müller (SP) auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte. Es stehe ihnen deshalb grundsätzlich frei, noch weitere Tätigkeiten auszuüben. In der Praxis liege die Arbeitsbelastung für das politische Amt allerdings bei über hundert Prozent.