In Graubünden hat sich am Mittwoch kurz nach Mittag ein schweres Zugunglück ereignet. Ein Zug der Rhätischen Bahn fuhr zwischen Tiefencastel und Solis auf einen Erdrutsch auf. Ein Waggon entgleiste und stürzte vom Trassee. Die Polizei spricht von fünf Schwerverletzten und sechs leicht verletzten Personen.
Bei den Verletzten handelt es sich laut Polizei um zwei Personen aus Japan, einen Australier und acht Schweizer. Fünf Personen wurden schwer verletzt, sechs leicht. Sie wurden von der Rega und per Ambulanz in umliegende Spitäler gebracht.
Der Zug von St. Moritz nach Chur war um 12.30 Uhr kurz nach Tiefencastel zwischen zwei Tunnels auf einen Erdrutsch aufgefahren. Laut Polizeiangaben entgleisten drei Waggons. Im Zug befanden sich etwa 140 Passagiere.
Riesiges Glück hatte die Bahnreisenden im ersten Wagen nach der Lokomotive. Gemäss Angaben eines Passagiers stürzte dieser Wagen etwa 20 Meter vom Trassee und blieb im Steilhang der Schinschlucht an Bäumen hängen. Die Fahrgäste wurden von Rettungsleuten am Boden aus ihrer misslichen Lage befreit.
#Zugunglück Das erste Foto aus dem Zug hat uns erreicht. FOTO: Marielle Hunger @rhaetischebahn pic.twitter.com/piYQqsW0f5
— Tele Südostschweiz (@redaktion_tso) 13. August 2014
Bundesratssprecher André Simonazzi wünschte den Verletzten im Namen der Landesregierung über Twitter gute Besserung.
Rüfe nach intensiven Regenfällen
Die Rüfe, die nach einem intensiven Regen am Mittwochvormittag talwärts gerutscht war, hatte die Schienen zwischen den zwei Tunnels auf einer Länge von 15 Metern verschüttet. Der Schutt türmte sich stellenweise bis zu drei Meter hoch auf.
Die Fahrgäste waren vom RhB-Personal durch den hinteren der beiden Tunnels in Sicherheit gebracht worden. Postautos fuhren die Bahnpassagiere anschliessend nach Tiefencastel, wo sie betreut und verpflegt wurden. Danach wurden die Passagiere in Bussen weitertransportiert.
Entgegen anfänglichen Befürchtungen war keiner der Wagen tief in die Schlucht hinunter gestürzt. Sanitäter betreuten Passagiere, die unter Schock standen. Laut Kantonspolizei Graubünden sind alle Passagiere geborgen, und niemand wird vermisst.
Bei dem schweren Zugunglück in der Schweiz gab es 11 Verletzte, aber niemand in Lebensgefahr. http://t.co/ZXI7Vt9SNm pic.twitter.com/PLxkFgrBhN
— B5_Rundschau (@B5_Rundschau) 13. August 2014
RhB-Chef: Schutzengel fuhr mit
Der Bündner Ständerat und RhB-Verwaltungsratspräsident Stefan Engler, der in der Nähe von Tiefencastel wohnt, war sofort an den Unfallort gereist. Engler sagte zur Nachrichtenagentur sda, es sei ein «Schutzengel» im Zug mitgefahren.
Der Zugunfall hatte ein grossen Aufgebot an Rettungskräften ausgelöst. Im Einsatz standen rund 180 Rettungskräfte – unter anderem von Feuerwehr, Rega, Sanität und Alpiner Rettung. Auch Taucher, ein Care Team, die Kantonspolizei Graubünden sowie Mitarbeitende der Rhätischen Bahn standen im Einsatz.
Gefahr von Rutschungen noch nicht gebannt
In der Region um Tiefencastel hat es am Mittwoch stark geregnet. Dies habe zweifelsohne zum Hangrutsch geführt, der den RhB-Zug erfasste, sagte ein MeteoSchweiz-Sprecher auf Anfrage. Die Böden in dieser Region seien vom vielen Regen der vergangenen Wochen gesättigt und könnten nicht noch mehr Wasser aufnehmen.
In zwölf Stunden fielen in der Unglücksregion zwischen 50 und 60 Liter pro Quadratmeter Regen. Dies sei «ausserordentlich viel». Diese Menge entspreche der Hälfte des gewöhnlichen Niederschlags im Monat August.
Gemäss Bündner Polizei hat sich die Lage mit dem Nachlassen des Regens etwas entschärft. Die Gefahr von Rutschungen und Hangmuren sei aber nach wie vor vorhanden. Das Amt für Wald und Naturgefahren verfolge die Lage laufend.
Die Albulalinie bleibt voraussichtlich für rund zwei Tage gesperrt.