Der Papst ist zurück in Rom. Doch kurz vor dem Ende seines Besuchs in Jerusalem wurde am Montagabend auf dem Zionsberg ein Brandanschlag auf eine der wichtigsten katholischen Kirchen der Stadt verübt. Noch sei unklar, ob ein Zusammenhang mit dem Papst-Besuch bestehe.
«Vielleicht ist es die Tat eines Verwirrten», sagte der Benediktinermönch, Pater Nikodemus Schnabel von der Dormitio-Abtei der Nachrichtenagentur AFP. «Ersten Zeugenaussagen zufolge hat ein nicht-jüdischer Mann die Abtei betreten, sich eine Kerze genommen und ein Buch angezündet», sagte Polizeisprecher Micky Rosenfeld.
Schnabels Angaben zufolge handelte es sich um ein Buch aus der Krypta, das von Pilgern genutzt wird und in einem kleinen Saal nahe der Orgel angezündet wurde. Ausserdem habe der Täter Holzkreuze sowie Mobiliar im Stammkloster der Glaubensgemeinschaft in Brand gesetzt. Ein AFP-Reporter berichtete, die Mönche seien nach dem Löschen des Feuers mit Russ bedeckt gewesen.
Das Oberhaupt der katholischen Kirche wurde kurz darauf auf dem Flughafen von Tel Aviv vom israelischen Präsidenten Schimon Peres und Regierungschef Benjamin Netanjahu verabschiedet. Unmittelbar vor dem Brandanschlag hatte Franziskus im nur wenige dutzend Meter von der Kirche entfernten Abendmahlsaal auf dem Zionsberg, dem zweitheiligsten Ort der Christenheit, zum Abschluss seiner dreitägigen Reise ins Heilige Land eine Messfeier zelebriert.
«Sehr unangenehme Atmosphäre»
«Wir wissen nicht, wer das war», sagte Schnabel, der wie die meisten seiner Glaubensbrüder aus Deutschland stammt. Jedenfalls habe in Jerusalem zum Zeitpunkt des Brandanschlags «eine sehr unangenehme Atmosphäre geherrscht, mit all diesen Demonstrationen gegen den Besuch des Papstes».
Nach der Tat versammelten sich spontan mehrere Israelis vor der Anfang des 20. Jahrhunderts erbauten Kirche, um ihre Solidarität mit den Mönchen zu bekunden.
Gegen die christliche Präsenz am Zionsberg, den die Juden als Grabstätte von König David verehren, hatten rechtsradikale Israelis heftig protestiert. Der Zionsberg war hermetisch abgesperrt; die Polizei teilte mit, dass sie vor der Ankunft des Papstes «als Vorsichtsmassnahme» in einer dort gelegenen Talmudschule drei junge Juden festgenommen habe.
Rückkehr nach Rom
Papst Franziskus kehrte am Montagabend zurück nach Rom. Die Maschine mit dem Oberhaupt der katholischen Kirche an Bord landete am späten Abend auf dem Flughafen Rom-Ciampino. Der Argentinier hatte seit Samstag Jordanien, die Palästinensergebiete und Israel besucht.
Bei seiner zweiten Auslandsreise als Pontifex nach dem Besuch des Weltjugendtages in Brasilien im vergangenen Jahr hatte Franziskus im Nahen Osten unter anderem für Frieden und ein engeres Zusammengehen der Weltreligionen geworben. Er traf auch den Patriarchen Bartholomaios I. und besuchte die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem sowie den Tempelberg und die Klagemauer in Jerusalem.